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Neue Gesellschaft für Psychologie

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NGfP Kongress 2023

Neue Normalität

Wir haben nun inzwi­schen fast drei Jah­re Coro­na­po­li­tik,
fast ein gan­zes Jahr Krieg in der Ukrai­ne mit ent­spre­chen­der Kriegs­pro­pa­gan­da, Sank­ti­ons­po­li­tik, Mili­ta­ri­sie­rung; öko­no­mi­sche Zusam­men­brü­che und Infla­ti­on welt­weit.

Alle die­se Groß­ereig­nis­se und Kri­sen haben bereits jetzt desas­trö­se Aus­wir­kun­gen auf die gan­ze Gesell­schaft und in beson­de­rem Maß natür­lich auf den sozi­al schwa­chen Teil der Gesell­schaft.

Das, was Klaus Schwab 2020 bereits vor­aus­ge­sagt hat­te, was auch zu den Inten­tio­nen der insze­nier­ten Kri­sen gehört, scheint sich immer deut­li­cher plötz­lich oder schritt­wei­se abzu­zeich­nen: die Neue Nor­ma­li­tät. Die­se zeigt sich in allen Dimen­sio­nen öko­no­misch, poli­tisch, sozi­al und sozi­al­psy­cho­lo­gisch und psy­cho­lo­gisch.

 

Vorträge und Diskussion

Donnerstag, 23.11.2023

Ab 14:30 Uhr am Info-Tisch im Foy­er: Ein­schrei­bung zum Kon­gress

Jona­than Fisher Musi­ka­li­sche Begrü­ßung

15:30 Micha­el Schnei­der
Die „Neue Nor­ma­li­tät“ als Ein­stieg in ein Orwell‘sches Sze­na­rio 

16:30 Wer­ner Meix­ner
Kul­tur­bruch: Das per­ma­nen­te Ver­bre­chen als „Neue Nor­ma­li­tät”

17:30 Jonas Tögel
Kogni­ti­ve Kriegs­füh­rung – moderns­te Mani­pu­la­ti­ons­tech­ni­ken als Waf­fen­gat­tung der NATO
&
17:55 Klaus-Jür­gen Bru­der
Die Psy­cho­tech­nik der „Neu­en Nor­ma­li­tät“ –
Vor­her­sa­ge und Kon­trol­le von Ver­hal­ten

18:35 Pau­se

19:30 Musi­cal
Neue Nor­ma­li­tät

20:30 Uhr Emp­fang

 

Freitag, 24.11.2023

10:00 Con­ny Stah­mer-Wein­an­dy & Ben­ja­min Lem­ke
Eröff­nung: Zur Neu­en Nor­ma­li­tät

11:00 Klaus Lin­der
Wider den impe­ria­lis­ti­schen „Anti­fa­schis­mus“

12:00 Tove Soi­land
Der post­ideo­lo­gi­sche Tota­li­ta­ris­mus und die Lin­ke

12:45 Pau­se

15:00 Wolf­gang Bitt­ner
Die Tei­lung der Gesell­schaft in Gut und Böse
&
15:25 Mark Gal­li­ker
Sind Sol­da­ten Mör­der, Opfer oder Hel­den?
Eine koexis­tenz­ana­ly­ti­sche Recher­che der FAZ und der NZZ

16:30 Anne­ma­rie Jost
Per­spek­ti­ven des Wan­dels – der Blick auf die Kin­der
&
16:55 Mag­da v. Gar­rel
Schu­li­sche Digi­ta­li­sie­rung:
Künst­lich erzeug­te Ent­wick­lungs­stö­run­gen

19:00 Arnulf Rating
Kaba­rett

 

Samstag, 25.11.2023

10:00 Han­nes Hof­bau­er
Fol­gen der west­li­chen Sank­ti­ons­po­li­tik

11:00 Andrea Kom­lo­sy
Digi­ta­li­sie­rung im Über­wa­chungs­ka­pi­ta­lis­mus

12:00 Uli Gel­ler­mann
Rechts schwenkt Marsch!
Deutsch­lands Mili­ta­ri­sie­rung gegen die Demo­kra­ten

12:45 Pau­se

15:00 Almuth Bru­der-Bez­zel
Drei Jah­re Pro­test­be­we­gung

16:00 Chris­ti­an Dewan­ger
Über die Rol­le der Iden­ti­tät in der pro­pa­gan­dis­ti­schen Mas­sen­steue­rung

17:00 Tho­mas Oys­mül­ler
Die WHO als Zen­tra­le der Neu­en Nor­ma­li­tät

18:00 Abend­essen

18:30 Mal­te Gries­se
Geschich­te des „unpro­vo­zier­ten Angriffs­kriegs“

19:00 Gesel­li­ger Abend
mit Annet­te Ruprecht und Mal­te Gries­se

 

Sonntag 26.11.2023

12:00 Mit­glie­der­ver­samm­lung

 


 

Abstracts der Vorträge mit Angaben zur Person in der Reihenfolge der Vorträge 

Micha­el Schnei­der
Die „Neue Nor­ma­li­tät“ als Ein­stieg in ein Orwell‘sches Sze­na­rio
 

Han­na Are­ndt beschrieb in ihren Wer­ken die Unter­drü­ckung der frei­en Debat­te als eine der Grund­vor­aus­set­zun­gen des Tota­li­ta­ris­mus, die sich oft schlei­chend ent­wi­ckelt. Über ihren ers­ten Besuch in Deutsch­land nach 1945 schrieb sie: „Die größ­te Gefahr der Moder­ne geht nicht von der Anzie­hungs­kraft natio­na­ler und ras­sis­ti­scher Ideo­lo­gien aus, son­dern von dem Ver­lust der Wirk­lich­keit. Wenn der Wider­stand durch Wirk­lich­keit fehlt, dann wird prin­zi­pi­ell alles mög­lich.“

Bis heu­te ver­leug­nen und strei­ten die Regie­run­gen, die Mehr­heit der Par­la­men­te, die obers­ten Gerich­te, die eta­blier­ten Medi­en, die Funk­ti­ons­eli­ten der Gesell­schaft inklu­si­ve Wis­sen­schafts­ver­bän­de, Kir­chen und diver­se Ethik­kom­mis­sio­nen die Wirk­lich­keit in der Coro­na-Kri­se vehe­ment ab. Ja, sie bekämp­fen sie regel­recht, indem sie ver­su­chen, die freie öffent­li­che Debat­te dar­über zu ver­hin­dern – bis hin zur offe­nen Zen­sur und Ver­leum­dung der kri­ti­schen Stim­men. Sogar vor poli­tisch moti­vier­ter straf­recht­li­cher Ver­fol­gung schre­cken sie nicht zurück. Mit dem neu­en juris­ti­schen Wort­un­ge­tüm „Dele­gi­ti­mie­rung des Staa­tes“ for­dern Minis­ter und der Chef des Ver­fas­sungs­schut­zes nun sogar, Kri­ti­ker der offi­zi­el­len Regie­rungs­wahr­hei­ten vom Ver­fas­sungs-schutz beob­ach­ten zu las­sen.

Die­ser Wirk­lich­keits­ver­lust hat sich in bestür­zen­der Wei­se auch bei jenen gezeigt, zu deren geschicht­li­cher Tra­di­ti­on und poli­ti­schen Iden­ti­tät bis­lang die Kri­tik der bestehen­den Ver­hält­nis­se gehör­te: bei der poli­ti­schen Lin­ken und den lin­ken Intel­lek­tu­el­len – ein Trau­er­spiel!

Unter dem Coro­na-Regime, nicht erst mit dem Ukrai­ne-Krieg, haben die von Orwell in 1984 beschrie­be­nen Herr­schafts­tech­ni­ken Dou­ble­think (Dop­pel­denk) und News­peak (Neu­sprech) zum ers­ten Mal rich­tig die Ober­hand gewon­nen. Der Wer­te-Wes­ten im Ukrai­ne-Kriegs­tau­mel: Die­se Geschich­te lässt sich nicht erzäh­len, ohne auf ihre Abkunft von der Wahn­idee der Pan­de­mie zu ver­wei­sen: Gan­zen Bevöl­ke­run­gen wur­de ein­ge­trich­tert, man müs­se „Krieg füh­ren gegen einen Kil­ler­vi­rus“, den es ein­zig und allein in den abs­trak­ten Model­lie­run­gen ein­fluss­rei­cher Viro­lo­gen und Insti­tu­ten gab, die von Big Phar­ma gespon­sert wur­den. „Soli­da­risch“ zu sein, hieß, mensch­li­che Kon­tak­te mög­lichst zu ver­mei­den, ver­ein­zelt zu leben (und zu ster­ben), „krank“ konn­te man sein, ohne etwas davon zu spü­ren, als Geimpf­ter und Geboos­te­ter war man trotz­dem anste­ckend und konn­te ange­steckt wer­den. Wesent­lich war auch hier der Total­aus­fall jeg­li­cher Rea­li­täts­prü­fung als Grund­la­ge der Durch­set­zung von nie dage­we­se­nen Ein­schnit­ten in Bür­ger- und Grund­rech­te. „Die Imp­fung“ sag­te die öster­rei­chi­sche Jus­tiz­mi­nis­te­rin öffent­lich, „ist der ein­zi­ge Weg raus aus der Demo­kra­tie“ -„raus aus der Pan­de­mie“, woll­te sie eigent­lich sagen. Und ahn­te wohl nicht, wie sehr ihr „Freud’scher Ver­spre­cher“ den Nagel auf den Kopf traf.

Das heu­ti­ge Äqui­va­lent die­ser Anti­lo­gik ist, dass selbst der Begriff des Frie­dens nicht mehr unschul­dig in den Mund genom­men wer­den kann, weil noch die kriegs­lüs­ter­ne Ukrai­ne-Soli­da­ri­tät als „Frie­dens­fa­ci­li­tät“ ver­kauft wird: „Mit Waf­fen Frie­den schaf­fen“ oder im Baer­bock­schen Dou­ble­speech: „Durch Waf­fen Men­schen­le­ben ret­ten“.

Wo Wör­ter inner­halb kür­zes­ter Zeit ihre Bedeu­tung ver­lie­ren und die genau umge­kehr­te anneh­men, wo die Din­ge gleich­sam über Nacht einen ande­ren Namen bekom­men und ihnen nichts Sinn­lich-Greif­ba­res mehr in der Erfah­rung kor­re­liert, da ist, wie in Orwells dys­to­pi­schem Roman „1984“, die unver­meid­li­che Fol­ge die Zer­stö­rung von Den­ken und Spra­che – und letzt­lich die Zer­stö­rung der Demo­kra­tie, mag die­se als ent­kern­te und lee­re Insti­tu­tio­nen-Hül­le auch wei­ter­hin exis­tie­ren. 

Micha­el Schnei­der ist Essay­ist, Thea­ter- und Roman­au­tor. Er stu­dier­te Bio­lo­gie, Phi­lo­so­phie und Reli­gi­ons­wis­sen­schaf­ten und lehr­te vie­le Jah­re als Pro­fes­sor für Dra­ma­tur­gie und Stoff­ent­wick­lung an der Film­aka­de­mie Baden-Würt­tem­berg. Zu sei­nen bekann­tes­ten Wer­ken zäh­len „Neu­ro­se und Klassenkampf“(1973), die Zau­ber­no­vel­le „Das Spiegelkabinett“(1980)  und die his­to­ri­schen Roma­ne „Der Traum der Ver­nunft. Roman eines deut­schen Jakobiners“(2001) und „Das Geheim­nis des Cagli­os­tro“, ein Schel­men­ro­man (2007). Er ist Mit­glied des Deut­schen PEN- Zen­trums, des Wil­ly Brandt-Krei­ses e.V., und des Magi­schen Zir­kels von Deutsch­land.

Wer­ner Meix­ner
Kul­tur­bruch: Das per­ma­nen­te Ver­bre­chen als „Neue Nor­ma­li­tät”. 

Die Ursün­de der Infor­ma­tik ist wesent­lich die ideo­lo­gi­sche Redu­zie­rung des Geis­tes auf mecha­nis­ti­sche Bere­chen­bar­keit, die ja nichts ande­res ist als eine Instru­men­ta­li­sie­rung der Macht. Ent­spre­chend ist die Vor­stel­lung von Yuval Hara­ri, Geist mit Daten gleich­zu­set­zen, ein gro­tes­ker kate­go­ria­ler Feh­ler, der exem­pla­risch den Kul­tur­bruch des anglo­ame­ri­ka­ni­schen Trans­hu­ma­nis­mus gegen­über der ursprüng­li­chen euro­päi­schen Kul­tur beweist. Die­ser Kul­tur­bruch ist essen­ti­ell für ein Welt­bild der tota­li­tä­ren Macht­aus­übung in der „Neu­en Nor­ma­li­tät” des WEF. Die Fehl­ein­schät­zun­gen der tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten für die Aus­übung tota­ler Herr­schaft erge­ben sich zwangs­läu­fig aus der ideo­lo­gi­schen Igno­ranz gegen­über der wah­ren Natur des Men­schen und des Lebens über­haupt. Von da aus gese­hen muß eine men­schen­wür­di­ge Zukunft schritt­wei­se ins­be­son­de­re mit völ­lig neu­er Tech­nik gestal­tet wer­den, auf der Basis weit­ge­hen­der Dezen­tra­li­sie­rung und voll­stän­di­ger Beach­tung der Pri­vat­sphä­re des Indi­vi­du­ums. Zu begin­nen ist mit der Selbst­er­mäch­ti­gung zu Frei­heit und Sou­ve­rä­ni­tät des Indi­vi­du­ums. 

Wer­ner Meix­ner, Dr. rer. nat. ist Aka­de­mi­scher Ober­rat i. R. an der Fakul­tät für Infor­ma­tik der TU Mün­chen. Er stu­dier­te dort Phy­sik, Mathe­ma­tik und Infor­ma­tik, ab 1972 For­schung und Leh­re am Insti­tut, sowie an der Hoch­schu­le der Bun­des­wehr mit den Schwer­punk­ten: Theo­re­ti­sche Infor­ma­tik, Wahr­schein­lich­keits­theo­rie, Nume­ri­sche Mathe­ma­tik, Mul­ti­mo­da­le Mensch-Maschi­ne-Kom­mu­ni­ka­ti­on, Wis­sen­schafts­ethik; Pro­mo­ti­on Juli 1977. Seit 2015 Publi­ka­tio­nen und Vor­trä­ge. The­men: Rück­kehr der Infor­ma­tik zu einer huma­nen Sinn­ori­en­tie­rung, Gesell­schaft­li­che Gefah­ren der digi­ta­len Ver­net­zung. 

Jonas Tögel
Kogni­ti­ve Kriegs­füh­rung – moderns­te Mani­pu­la­ti­ons­tech­ni­ken als Waf­fen­gat­tung der NATO

Die Fra­ge, war­um es bis heu­te mög­lich ist, Men­schen in Krie­ge zu füh­ren, ist aktu­el­ler denn je. Aus psy­cho­lo­gi­scher Per­spek­ti­ve ist fest­zu­hal­ten, dass Krie­ge auch des­halb geführt wer­den kön­nen, weil durch Kriegs­pro­pa­gan­da mit Hil­fe soge­nann­ter Soft-Power-Tech­ni­ken immer wie­der die Zustim­mung der Bevöl­ke­rung gewon­nen wird. Soft Power wird in Abgren­zung zu mili­tä­ri­scher Gewalt (oder Hard Power) von dem ame­ri­ka­ni­schen Poli­tik­wis­sen­schaft­ler Joseph Nye defi­niert als „die Fähig­keit, ande­re zu über­zeu­gen das zu tun, was du willst, ohne dass du Gewalt oder Zwang anwen­dest.“ (2004).

Der­zeit erle­ben wir eine Bedeu­tungs­ver­schie­bung, wel­che weg von Hard Power hin zu der unmerk­li­chen Beein­flus­sung durch Soft Power ver­läuft, auch und gera­de auf dem Gebiet der Kriegs­pro­pa­gan­da.

Die immer zen­tra­le­re Bedeu­tung der geziel­ten Mani­pu­la­ti­on der Gedan­ken, Gefüh­le und des Ver­hal­tens von Men­schen wäh­rend der letz­ten 100 Jah­re gip­fel­te in der soge­nann­ten „Kogni­ti­ven Kriegs­füh­rung“ der NATO, einem hoch­mo­der­nen Pro­gramm, wel­ches die „fort­schritt­lichs­te Form der Mani­pu­la­ti­on, die es heu­te gibt“ (Cole & Le Guya­der 2020) dar­stellt.

Die Kogni­ti­ve Kriegs­füh­rung oder „Cogni­ti­ve War­fa­re“ hat ver­schie­de­ne Facet­ten und zeich­net sich durch das erklär­te Ziel aus, den Men­schen selbst als sechs­ten Kriegs­schau­platz der NATO ins Zen­trum der Kriegs­füh­rung zu stel­len. Dabei wer­den unter ande­rem die Psy­cho­lo­gie und Sozi­al­wis­sen­schaf­ten als Wis­sen­schafts­dis­zi­pli­nen zur Ent­wick­lung immer effi­zi­en­te­rer Soft-Power-Tech­ni­ken her­an­ge­zo­gen. Dar­über hin­aus plant die NATO eine „Mili­ta­ri­sie­rung der Neu­ro­wis­sen­schaf­ten“ (Le Guya­der 2020).

Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass auch die moderns­ten Mani­pu­la­ti­ons­waf­fen nicht zu mehr Frie­den füh­ren wer­den, son­dern dass sie statt­des­sen auch im 21. Jahr­hun­dert Krie­ge wei­ter­hin dadurch mög­lich machen, dass sie die öffent­li­che Mei­nung immer effi­zi­en­ter steu­ern. Es braucht daher eine bewuss­te Auf­klä­rung über die Kogni­ti­ve Kriegs­füh­rung der NATO, sowohl inner­halb der Wis­sen­schaft als auch inner­halb der Gesell­schaft, denn letzt­lich steht jeder Mensch und sei­ne indi­vi­du­el­le Psy­che in ihrem Visier.

Jonas Tögel, Dr. phil. ist Ame­ri­ka­nist und Pro­pa­gan­da­for­scher. Er hat zum The­ma Soft Power und Moti­va­ti­on pro­mo­viert und arbei­tet als wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter am Insti­tut für Psy­cho­lo­gie der Uni­ver­si­tät Regens­burg. Sei­ne For­schungs­schwer­punk­te sind unter ande­rem Moti­va­ti­on, der Ein­satz von Soft-Power-Tech­ni­ken, Nud­ging, Pro­pa­gan­da sowie epo­cha­le Her­aus­for­de­run­gen des 20. und 21. Jahr­hun­derts.

Klaus-Jür­gen Bru­der
Die Psy­cho­tech­nik der „Neu­en Nor­ma­li­tät“ – Vor­her­sa­ge und Kon­trol­le von Ver­hal­ten 

Als „Psy­cho­tech­nik“ kann man die Ver­fah­ren bezeich­nen, mit deren Hil­fe die „Neue Nor­ma­li­tät“ im Bewusst­sein und Ver­hal­ten der Bevöl­ke­rung eta­bliert wer­den soll. „Die neu­en Macht­ver­fah­ren arbei­ten nicht mit dem Recht, son­dern mit der Tech­nik, nicht mit dem Gesetz, son­dern mit der Nor­ma­li­sie­rung, nicht mit der Stra­fe, son­dern mit der Kon­trol­le.“ (Fou­cault)

Die Rol­le der Psy­cho­lo­gie in die­sen neu­en Macht­for­men ist über­wäl­ti­gend, einer Psy­cho­lo­gie, deren Anfän­ge in die Zeit des 1. Welt­kriegs zurück­rei­chen und die sich die „Vor­her­sa­ge und Kon­trol­le von Ver­hal­ten“ zum Ziel gesetzt hat, wie deren Pro­pa­gan­dist, John Broa­dus Wat­son in sei­nem „Beha­vio­ris­ti­schen Mani­fest“ von 1913 ver­kün­det hat.

Die „Neue Nor­ma­li­tät“ wäre auch ihr Sieg. Ihr Wunsch, dass auch wir das „nor­mal“ fin­den, ist noch uner­füllt.

Klaus-Jür­gen Bru­der, ist Psy­cho­ana­ly­ti­ker und Hoch­schul­leh­rer i.R., Stu­di­um der Psy­cho­lo­gie in Würz­burg und Hei­del­berg, Pro­mo­ti­on und Habi­li­ta­ti­on in Han­no­ver, lehr­te zuletzt an der FU Ber­lin. Bis März 2023 Vor­sit­zen­der der Neu­en Gesell­schaft für Psy­cho­lo­gie (NGfP). Arbei­ten zur Kri­tik der bür­ger­li­chen Psy­cho­lo­gie („Kri­tik der bür­ger­li­chen Psy­cho­lo­gie“, 1973 im Fischer Ver­lag; „Psy­cho­lo­gie ohne Bewusst­sein“, 1982 im Suhr­kamp-Ver­lag, „Sub­jek­ti­vi­tät und Post­mo­der­ne“ 1993 im Suhr­kamp Ver­lag), zur Jugend­kul­tur („Jugend – Psy­cho­lo­gie einer Kul­tur“, mit Almuth Bru­der-Bez­zel, 1984 im Ver­lag Urban & Schwar­zen­berg), und zum Dis­kurs der Macht („Lüge und Selbst­täu­schung“, 2009 mit Fried­rich Voß­küh­ler im Ver­lag Van­den­hoeck & Ruprecht, und in den Jah­res­bän­den der Kon­gres­se der Neu­en Gesell­schaft für Psy­cho­lo­gie seit 2012)

Ben­ja­min Lem­ke und Con­ny Stah­mer-Wein­an­dy
Eröff­nung: Zur Neu­en Nor­ma­li­tät

Klaus Schwab, das Sprach­rohr des Davo­ser Welt­wirt­schafts­fo­rums ver­kün­det im Janu­ar 2021 das Ende der alten Nor­ma­li­tät: „Nichts wird wie­der zu dem kaput­ten Gefühl von Nor­ma­li­tät zurück­keh­ren, das vor der (Corona-)Krise geherrscht hat.“ Die „Coro­na-Pan­de­mie“ stel­le einen Wen­de­punkt dar und ermög­li­che einen fan­tas­ti­schen Neu­start. Ein gro­ßer Umbruch wer­de für „den Ein­klang unse­res Den­kens und Ver­hal­tens mit der Natur“ sor­gen, den Wohl­stand der Men­schen garan­tie­ren und somit die Zukunft sichern.

Auf der Hin­ter­büh­ne die­ses „Glücks­ver­spre­chens“ an die Bevöl­ke­rung, die­ser Ver­füh­rung, fin­den maß­geb­lich for­ciert durch die Medi­en wei­ter­hin der Abbau von demo­kra­ti­scher Rech­ten, Mili­ta­ri­sie­rung, Kriegs­het­ze und die fort­ge­setz­te Ver­elen­dung der Bevöl­ke­rung in allen Lebens­be­rei­chen statt. Die Insze­nie­rung der Coro­na-Kri­se als erfolg­rei­cher Schub für die Instal­lie­rung der „Neu­en Nor­ma­li­tät”, die lan­ge vor­be­rei­tet, fin­det hier ihre Fort­set­zung.

Indem die Herr­schen­den zum Bei­spiel Tech­no­lo­gien der Über­wa­chung, der Kon­trol­le und Ver­hal­tens­steue­rung ein­set­zen, schaf­fen sie die not­wen­di­gen Rah­men­be­din­gun­gen für die Durch­set­zung ihrer Inter­es­sen. Sie zie­len dabei auf Nor­mie­rung und Nor­ma­li­sie­rung, „das homo­ge­ne Medi­um“ und ver­su­chen damit der Zivil­cou­ra­ge die Atem­luft zu neh­men (Brück­ner).

Dafür wird von staat­li­cher Sei­te immer rück­sichts­lo­ser gegen regie­rungs­kri­ti­sche Men­schen vor­ge­gan­gen: Dif­fa­mie­rung, Aus­gren­zung und die Kri­mi­na­li­sie­rung wer­den beden­ken­los zur „nor­ma­len Pra­xis“. Unter „Neu­er Nor­ma­li­tät“ ver­ste­hen wir somit eine dys­to­pi­sche Per­spek­ti­ve. Sie ist eine Schre­ckens­vi­si­on, die vor unse­ren Augen bereits poli­tisch umge­setzt und durch­ge­setzt wird.

Unser Wunsch und Anlie­gen ist es, die Hin­ter­büh­ne der „Neu­en Nor­ma­li­tät“ zu beleuch­ten.

Wir sind der Auf­fas­sung, dass ein gemein­sa­mer Erkennt­nis­pro­zess die Vor­aus­set­zung ist, um den Ver­ant­wort­li­chen der skiz­zier­ten gesell­schaft­li­chen Ent­wick­lung ein „Nein“ ent­ge­gen­set­zen zu kön­nen.

Ben­ja­min Lem­ke, Diplom-Psy­cho­lo­ge und Poli­tik­wis­sen­schaft­ler (B.A.), arbei­tet seit 2013 in der digi­ta­len Gesund­heits­wirt­schaft. Als Bun­des­spre­cher der Psy­cho­the­ra­peu­ten in Aus­bil­dung kämpf­te er von 2013 bis 2015 für bes­se­re Aus­bil­dungs­be­din­gun­gen. 2017 wur­de er Grün­dungs­vor­stand der pan-euro­päi­schen Links­be­we­gung DiEM25 in Deutsch­land, um die euro­päi­sche Soli­da­ri­tät zu ret­ten und die EU demo­kra­ti­scher zu machen. Seit 2023 ist er ers­ter Vor­sit­zen­der der Neu­en Gesell­schaft für Psy­cho­lo­gie.

Con­ny Stah­mer-Wein­an­dy stu­dier­te Sozi­al­päd­ago­gik und Son­der­päd­ago­gik mit dem Schwer­punkt mate­ria­lis­ti­sche Behin­der­ten­päd­ago­gik, Wei­ter­bil­dung zur Psy­cho­dr­a­ma­lei­te­rin am Insti­tut Dr. Ella Mae She­aron in Köln. Sie hat in Insti­tu­tio­nen der Behin­der­ten­hil­fe, sowie im Bereich von Aus- und Wei­ter­bil­dung von Erzie­he­rIn­nen und Sozi­al­päd­ago­gin­nen gear­bei­tet. Seit 2021 ist sie zwei­te Vor­sit­zen­de der Neu­en Gesell­schaft für Psy­cho­lo­gie.

Klaus Lin­der
Wider den impe­ria­lis­ti­schen „Anti­fa­schis­mus“  

Mit der „Zei­ten­wen­de“, die die „Ampel“ zum Ein­stieg in den NATO-Krieg ver­kün­de­te, wur­den sämt­li­che faschis­ti­schen Ten­den­zen wei­ter gebün­delt. Zugleich sind die Herr­schen­den gezwun­gen, die Mas­ke fal­len zu las­sen: Trotz aller Bemü­hun­gen, das Wesen der Sache zu kaschie­ren, erscheint an der anti­rus­si­schen Front der Inhalt die­ses Angriffs unmas­kiert unter den „alten“ nazis­ti­schen Sym­bo­len. Es ist dring­lich, sich dem Auf­bau einer Front anti­fa­schis­ti­scher Akti­ons­ein­heit zu wid­men. Faschis­mus­alarm geht heu­te ein­her mit merk­wür­di­ger Faschis­mus­blind­heit, sobald die Erschei­nun­gen kon­kret zu ben­nen sind. Des­halb ist gebo­ten, den Wöl­fen der Faschi­sie­rung die pseu­do-anti­fa­schis­ti­schen Schafs­pel­ze vom Leib zu rei­ßen, unter denen sie auf­tre­ten.

Klaus Lin­der, gebo­ren 1961 zwi­schen Düs­sel­dorf und Wup­per­tal, frei­schaf­fen­der Musi­ker. Stu­dier­te Kom­po­si­ti­on in Essen und Sla­wis­tik in Bochum. Wich­tigs­tes bio­gra­phi­sches Vor­komm­nis: Hat begrif­fen, auf wel­cher Sei­te der Bar­ri­ka­de er im Kampf gegen Impe­ria­lis­mus und Faschis­mus steht.

Tove Soi­land
Der post­ideo­lo­gi­sche Tota­li­ta­ris­mus und die Lin­ke

Die Erfah­rung, dass wei­te Tei­le der Lin­ken sich in der Coro­na-Kri­se völ­lig unkri­tisch hin­ter den Staat und damit – ver­mut­lich unver­stan­de­ner Maßen – auch in den Dienst des Kapi­tals stell­ten, ver­langt nach einer adäqua­ten Beschrei­bung die­ser neu­en ideo­lo­gi­schen Kon­stel­la­ti­on.

Der Vor­trag reflek­tiert die­ses Phä­no­men vor dem Hin­ter­grund des Lacan-Mar­xis­mus mit sei­ner Zeit­dia­gno­se einer post­ödi­pa­len Gesell­schaft. Dar­in hat Herr­schaft nicht län­ger die Form von „Repres­si­on“. Viel­mehr ver­dankt sich der neu­ar­ti­ge Rigo­ris­mus para­do­xer­wei­se den Sack­gas­sen einer Libe­ra­li­sie­rung, die die sym­bo­li­sche Kas­tra­ti­on ver­wirft und sich schluss­end­lich in einem gefrä­ßi­gen, da unstill­ba­ren und Über-Ich-haf­ten Mora­lis­mus mani­fes­tiert.

Die Dimen­si­on einer ver­wor­fe­nen Nega­ti­vi­tät, die im Zen­trum der Dia­gno­se der post­ödi­pa­len Gesell­schaft steht und deren Affi­ni­tät zum Kapi­ta­lis­mus erklärt, kann den mons­trö­sen Umstand erhel­len, war­um der Lin­ken heu­te eine Funk­ti­on zukommt, die his­to­risch gese­hen bis­her der Rech­ten vor­be­hal­ten blieb. Dabei ist die The­se lei­tend, dass wir es mit einer voll­stän­dig neu­en Form des Tota­li­tä­ren zu tun haben, die sich pro­blem­los in das Gewand lin­ker Wert­hal­tun­gen klei­den kann.

Tove Soi­land stu­dier­te Geschich­te, Phi­lo­so­phie und Ger­ma­nis­tik in Zürich. Sie war wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin an der Uni­ver­si­tät Inns­bruck und hat an zahl­rei­chen Uni­ver­si­tä­ten Lehr­auf­trä­ge inne. Ihre heu­ti­gen Arbeits­schwer­punk­te lie­gen im Bereich Femi­nis­ti­sche Theo­rie, fran­zö­si­sche Psy­cho­ana­ly­se und Mar­xis­mus und Ideo­lo­gie­theo­rien des Tota­li­ta­ris­mus.
2008 pro­mo­vier­te sie an der Uni­ver­si­tät Zürich zu Luce Iri­ga­rays Den­ken der sexu­el­len Dif­fe­renz. Im WS 2016/17 hat­te sie die Kla­ra-Marie-Faß­bin­der Gast­pro­fes­sur an der Hoch­schu­le Lud­wigs­ha­fen inne.

Wolf­gang Bitt­ner
Die Tei­lung der Welt und der Gesell­schaft in Gut und Böse

Seit eini­gen Jah­ren erle­ben wir zuneh­mend eine Tei­lung der Welt und der Gesell­schaft in die angeb­lich Guten und die angeb­lich Bösen. Damit ein­her geht eine Emo­tio­na­li­sie­rung der Bevöl­ke­rung und eine erschre­cken­de Mili­ta­ri­sie­rung. Die Mili­tär­aus­ga­ben für das Jahr 2022 betru­gen welt­weit 2,2 Bil­lio­nen Dol­lar, wovon etwa 40 Pro­zent auf die USA ent­fal­len. Inzwi­schen ist offen­sicht­lich, dass sie auf einen Regime Chan­ge in Mos­kau, aber auch in Chi­na, hin­ar­bei­ten. Dies­seits des Atlan­tiks wird Deutsch­land als Speer­spit­ze gegen Russ­land ein­ge­setzt, jen­seits des Pazi­fiks ste­hen Japan und Süd­ko­rea als Vor­hut gegen Chi­na.

Die USA wol­len ihre Krie­ge mit frem­den Sol­da­ten auf frem­dem Ter­ri­to­ri­um füh­ren. Dabei beschrei­ten Vasal­len wie Deutsch­land einen höchst pro­ble­ma­ti­schen Weg. Dass füh­ren­de Ber­li­ner Poli­ti­ker und Jour­na­lis­ten die­se Inter­ven­ti­ons­po­li­tik unter­stüt­zen sowie an den Lügen- und Hetz­kam­pa­gnen teil­neh­men, zeugt von der Ver­kom­men­heit in der poli­ti­schen und media­len Sze­ne.

Zu befürch­ten ist, dass nicht weni­ge der füh­ren­den Per­sön­lich­kei­ten in Poli­tik, Wirt­schaft und Jour­na­lis­mus unter einer „dis­so­zia­len Per­sön­lich­keits­stö­rung“ lei­den. Hin­zu kommt, dass die US-ame­ri­ka­ni­sche Gesell­schaft in wei­ten Tei­len und bis in den Kon­gress hin­ein reli­gi­ös-fun­da­men­ta­lis­tisch fana­ti­siert ist. Bis in die Gegen­wart ist hier die Wahl­ver­wandt­schaft zwi­schen Puri­ta­nis­mus und Kapi­ta­lis­mus, eine »öko­no­mi­sche Prä­de­sti­na­ti­ons­leh­re«, tief ver­wur­zelt. Dar­über hin­aus sind vie­le der Hard­li­ner offen­sicht­lich der Ansicht, dass alles, was den USA nützt, letzt­lich der gan­zen Welt zugu­te­kommt, wor­aus sich ihr Anspruch auf glo­ba­le Vor­herr­schaft ergibt.

Abge­se­hen von der aku­ten ato­ma­ren Bedro­hung sind die Fol­gen der von den USA pro­vo­zier­ten Aus­ein­an­der­set­zung gra­vie­rend. Russ­land hat schon län­ger damit begon­nen, sich vom Wes­ten abzu­kop­peln und sich gegen die Aggres­si­ons­po­li­tik der USA zur Wehr zu set­zen. Damit ist Russ­land nicht allein. Mehr als die Hälf­te der Mensch­heit will sich die Zumu­tun­gen durch die USA nicht mehr gefal­len las­sen. Der Über­gang von einer mono­pola­ren zu einer mul­ti­la­te­ra­len Welt­ord­nung hat schon lan­ge begon­nen.

Wolf­gang Bitt­ner, Dr. jur., lebt als Schrift­stel­ler und Publi­zist in Göt­tin­gen. Er war frei­er Mit­ar­bei­ter bei Zei­tun­gen, Zeit­schrif­ten, Rund­funk und Fern­se­hen und hat mehr als 70 Bücher ver­öf­fent­licht, u.a.:  

Mark Gal­li­ker
Sind Sol­da­ten Mör­der, Opfer oder Hel­den? Eine koexis­tenz­ana­ly­ti­sche Recher­che der FAZ und der NZZ

In deutsch­spra­chi­gen Print­me­di­en wer­den gemein­sa­me The­ma­ti­sie­run­gen von „Sol­da­ten“ mit „Mör­der“, „Opfer“ und „Hel­den“ unter­sucht. Die Aus­zäh­lung der kate­go­ria­len Koexis­ten­zen erfolgt  i.S. expli­zi­ter und impli­zi­ter Prä­di­ka­tio­nen. Es stellt sich u.a. die Fra­ge, ob sich mit dem Anwach­sen des mili­tä­risch-indus­tri­el­len Kom­ple­xes (MIK) sowie dem Krieg in der Ukrai­ne Ver­schie­bun­gen in den Häu­fig­kei­ten der genann­ten Wort­ka­te­go­rien hin­sicht­lich Russ­land und der Ukrai­ne erge­ben. Die Ana­ly­se erfolgt in den drei letz­ten Jahr­zehn­ten in der FAZ im Ver­gleich mit der NZZ. Die Daten wer­den i.S. der (v.a. US-)Monopolisierung der Wirt­schaft inter­pre­tiert, mit der nicht nur der Waren­aus­tausch der „frei­en Markt­wirt­schaft“ limi­tiert, son­dern auch die selek­ti­ve Wahr­neh­mung und Pro­jek­ti­on zu unguns­ten eines aus­ge­wo­ge­nen Mei­nungs­aus­tausch for­ciert wird.  

Mark Gal­li­ker, Prof. Dr. phil em., Insti­tut für Pscho­lo­gie der Uni­ver­si­tät Bern.

Eidg. aner­kann­ter Psy­cho­the­ra­peut pca.acp/FSP. Mit­her­aus­ge­ber der Inter­na­tio­na­len Zeit­schrift für Per­son­zen­trier­te und Expe­ri­en­zi­el­le Psy­cho­the­ra­pie und Bera­tung PERSON. For­schungs­ar­bei­ten in den Berei­chen Medi­en­psy­cho­lo­gie, Psy­cho­the­ra­pie und Phi­lo­so­phie. Letz­te Ver­öf­fent­li­chun­gen: Men­schen­bild und Lebens­form (Psy­cho­so­zi­al-Ver­lag, 2018) und Sozio­öko­no­mie und Psy­cho­the­ra­pie (Pabst, 2022). 

Anne­ma­rie Jost
Per­spek­ti­ven des
Wan­dels – der Blick auf die Kin­der

Mit mei­nem Input möch­te ich eine Dis­kus­si­on anre­gen zu den Her­aus­for­de­run­gen im Erzie­hungs- und Bil­dungs­be­reich, an Stel­le einer „Neu­en Nor­ma­li­tät“ einen ech­ten Wan­del her­bei­zu­füh­ren: Im Fokus ste­hen dabei die Bezie­hungs­ge­stal­tung mit ihren Rah­men­be­din­gun­gen und die Aus­ein­an­der­set­zung mit exem­pla­ri­schen Aspek­ten der Digi­ta­li­sie­rung und mit Struk­tu­ren im Bil­dungs­we­sen.

Anne­ma­rie Jost, Prof. Dr., Psych­ia­te­rin, Psy­cho­the­ra­peu­tin, mar­te meo Super­vi­so­rin, Bran­den­bur­gi­sche Tech­ni­sche Uni­ver­si­tät Cott­bus – Senf­ten­berg, 1984 – 1993 Tätig­keit als Ärz­tin und Psych­ia­te­rin am St. Mar­ti­nus Hos­pi­tal Olpe und an der Rhei­ni­schen Lan­des­kli­nik Bonn, Seit 1994 Pro­fes­so­rin für Sozi­al­psych­ia­trie incl. Sucht­er­kran­kun­gen am Fach­be­reich Sozi­al­we­sen der (Fach)-Hochschule Lau­sitz, seit 2013 am Insti­tut für Sozia­le Arbeit der BTU Cott­bus-Senf­ten­berg;
Aus­ge­wähl­te Publi­ka­ti­on: Jost, A. (2022) Die Ret­tung unse­rer psy­chi­schen Gesund­heit – Wie wir jetzt die Kur­ve krie­gen. Frank & Tim­me: Ber­lin

Mag­da von Gar­rel
Schu­li­sche Digi­ta­li­sie­rung: Künst­lich erzeug­te Ent­wick­lungs­stö­run­gen  

Hin­sicht­lich der schu­li­schen Digi­ta­li­sie­rung haben die in den „Coro­na-Jah­ren“ gesam­mel­ten Erfah­run­gen gezeigt, dass ein digi­tal gestal­te­ter Unter­richt der bis­he­ri­gen Art der Wis­sens­ver­mitt­lung kei­nes­falls über­le­gen ist. Das größ­te Pro­blem bestand aller­dings nicht in dem höchst unter­schied­li­chen tech­ni­schen Aus­stat­tungs­grad, son­dern in dem mona­te­lan­gen Weg­fall per­sön­li­cher Bezie­hun­gen.

Dabei ist viel­fach schon vor Ein­tritt die­ser beson­de­ren Situa­ti­on auf die nega­ti­ven Fol­gen eines zu frü­hen Ein­sat­zes digi­ta­ler Medi­en hin­ge­wie­sen wor­den. Des­sen unge­ach­tet sieht es nicht nach einem Zurück­fah­ren der schu­li­schen Digi­ta­li­sie­rung aus. Ganz im Gegen­teil steht zu befürch­ten, dass es mit der mas­sen­haf­ten Ver­brei­tung KI-gestütz­ter Text‑, Sprach- und Bild­ge­ne­ra­to­ren zu wei­te­ren Ent­wick­lungs­stö­run­gen bei Kin­dern und Jugend­li­chen kom­men wird: Wel­che schöp­fe­ri­schen Leis­tun­gen kön­nen sie noch bewun­dern, wenn Pro­gram­me ab jetzt in der Lage sind, „men­schen­ähn­li­che“ Pro­duk­te zu erschaf­fen und wie steht es um die Ver­trau­ens­wür­dig­keit der fach­lich  anzu­eig­nen­den Infor­ma­tio­nen, wenn sich deren Wahr­heits­ge­halt ange­sichts der raf­fi­niert gewor­de­nen tech­ni­schen Mani­pu­la­ti­ons­mög­lich­kei­ten immer schwe­rer über­prü­fen lässt?

Mit ande­ren Wor­ten ist abzu­se­hen, dass den Kin­dern und Jugend­li­chen neben den bereits erwie­se­nen digi­tal beding­ten Ent­wick­lungs­stö­run­gen auch noch eine künst­lich erzeug­te Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit auf­ge­bür­det wer­den soll. Klei­ner zusätz­li­cher Hin­weis: Die beschrie­be­nen Irri­ta­tio­nen betref­fen selbst­ver­ständ­lich auch die Erwach­se­nen, wes­halb in der Dis­kus­si­on zu die­sem The­ma der gesamt­ge­sell­schaft­li­che Zusam­men­hang mit­be­dacht wer­den soll­te. 

Mag­da von Gar­rel: Als Son­der­päd­ago­gin und Diplom-Poli­to­lo­gin hat Mag­da von Gar­rel in sehr unter­schied­li­chen Berufs­fel­dern gear­bei­tet. Auf die­se Wei­se erhielt sie schon früh Ein­bli­cke in die Frag­wür­dig­keit (bildungs-)politischer Wei­chen­stel­lun­gen, mit denen sie sich in zahl­rei­chen Arti­keln und Buch­bei­trä­gen aus­ein­an­der­ge­setzt hat. Dabei haben sich im Lau­fe der Jah­re eini­ge Schwer­punk­te her­aus­kris­tal­li­siert: neo­li­be­ra­le Über­for­mung des Schul- und Bil­dungs­we­sens, fak­ti­sche Unein­lös­bar­keit des Auf­stiegs­ver­spre­chens für arme Schü­le­rin­nen und Schü­ler, öffent­lich-pri­vat betrie­be­ne Schul­fi­nan­zie­rung am Bei­spiel der BSO (Ber­li­ner Schul­bau­of­fen­si­ve), coro­nabe­ding­te Ver­hee­run­gen sowie KI-for­cier­te Ent­mün­di­gungs­ten­den­zen. Mag­da von Gar­rel lebt und arbei­tet in Ber­lin. Web­site: www.magda-von-garrel.de

Han­nes Hof­bau­er
Fol­gen der west­li­chen Sank­ti­ons­po­li­tik

Im August 2012 trat Russ­land, nach 18 Jah­ren Ver­hand­lun­gen, der Welt­han­dels­or­ga­ni­sa­ti­on (WTO) bei und unter­strich damit sei­nen Wil­len zur Teil­nah­me am kapi­ta­lis­ti­schen Welt­sys­tem. Nicht ein­mal zwei Jah­re spä­ter war der pos­tu­lier­te Frei­han­del für Russ­land nur mehr Maku­la­tur. Seit April 2014 ste­hen rus­si­sche Unter­neh­men und gan­ze Bran­chen auf US- und EU-Sank­ti­ons­lis­ten. Im Febru­ar 2023 wur­de dar­aus ein regel­rech­ter Wirt­schafts­krieg. Das trans­at­lan­ti­sche Sank­ti­ons­re­gime gegen Russ­land ist eben­so völ­ker­rechts­wid­rig wie der rus­si­sche Ein­marsch in der Ukrai­ne.

Han­nes Hof­bau­er erklärt in sei­nem Refe­rat die Eck­punk­te der EU-Sank­ti­ons­po­li­tik gegen Russ­land, die von der Beschlag­nah­me und mög­li­cher zukünf­ti­ger Aneig­nung von 200 Mrd. Dol­lar rus­si­schen Zen­tral­bank­gel­des über hun­der­te Fäl­le von Ver­mö­gens­ein­frie­run­gen und Ent­eig­nun­gen rus­si­scher Per­so­nen, dem ers­ten Fall eines sank­tio­nier­ten EU-Bür­gers bis zu den extra­ter­ri­to­ria­len Sank­tio­nen (Sekun­där­sank­tio­nen) im 11. Sank­ti­ons­pa­ket gegen Län­der und Unter­neh­men rei­chen, die sich dem EU-Regime nicht anschlie­ßen.

Im zwei­ten Teil sei­nes Refe­ra­tes beschäf­tigt sich Hof­bau­er mit den weit­rei­chen­den und viel­fäl­ti­gen Fol­gen des Sank­ti­ons­re­gimes. Die­se umfas­sen neben der Ziel­vor­ga­be der Schwä­chung der rus­si­schen Wirt­schaft die öko­no­mi­schen und vor allem sozia­len Schä­den für die Län­der der EU, die De-Dol­la­ri­sie­rung des inter­na­tio­na­len Han­dels und die Ent­west­li­chung des eura­si­schen Rau­mes sowie des Glo­ba­len Südens. Der von Brüs­sel (und Ber­lin) erklär­te Wil­le zur Auf­recht­erhal­tung der Sank­tio­nen auch wäh­rend mög­li­cher Frie­dens­ver­hand­lun­gen unter­streicht den geo­po­li­ti­schen Stel­len­wert des Wirt­schafts­krie­ges und deu­tet für die Zukunft eine tief­ge­hen­de Spal­tung der Welt an. 

Han­nes Hof­bau­er, gebo­ren 1955 in Wien, stu­dier­te Wirt­schafts- und Sozi­al­ge­schich­te an der Uni­ver­si­tät Wien. Jour­na­list und Ver­le­ger. Zuletzt sind von ihm erschie­nen: „Euro­pa. Ein Nach­ruf“ und (als Co-Her­aus­ge­ber zusam­men mit Ste­fan Kraft) „Herr­schaft der Angst. Von der Bedro­hung zum Aus­nah­me­zu­stand“, bei­des im Wie­ner Pro­me­dia-Ver­lag. 

Andrea Kom­lo­sy
Digi­ta­li­sie­rung im Über­wa­chungs­ka­pi­ta­lis­mus

Wie wohl in kei­nem ande­ren Bereich zei­tig­ten die Unter­bre­chun­gen im Coro­na-Aus­nah­me­zu­stand ihre Wir­kun­gen im Bereich der per­so­na­li­sier­ten Über­wa­chung. Digi­ta­le Anwen­dun­gen haben Lock­downs und Kon­takt­ver­bo­te kom­pen­siert, bestehen­de Beden­ken und Wider­stän­de über­wun­den und Home Office, vir­tu­el­les Ler­nen, den digi­ta­len Aus­weis und alle mög­li­chen Online-Diens­te ein­ge­übt. Der geschäft­li­che Höhen­flug von IT-Kon­zer­nen und digi­ta­len Platt­for­men zeugt davon, dass die „neue Nor­ma­li­tät“ mit den Coro­na-Maß­nah­men einen gewal­ti­gen Anschub erlebt hat.

Den zen­tra­len Input für den digi­ta­len Kapi­ta­lis­mus lie­fern die Daten, mit denen User den Unter­neh­men per Click kos­ten­los Infor­ma­tio­nen über ihre Gewohn­hei­ten, Ver­hal­ten und Wün­sche über­mit­teln. In Waren ver­wan­delt, wer­den die­se Daten gehan­delt und dazu ver­wen­det, jene Pro­duk­te und Pro­zes­se zu ent­wi­ckeln, die den Kapi­ta­lis­mus aus der Kri­se des Indus­trie­sys­tems in ein kyber­ne­ti­sches Zeit­al­ter kata­pul­tie­ren. Kyber­ne­tik bedeu­tet hier, dass über Daten ein ste­ti­ger Aus­tausch zwi­schen Kon­su­men­ten und Pro­du­zen­ten, eben­so wie mit den am Pro­duk­ti­ons­pro­zess betei­lig­ten Arbeits­kräf­ten statt­fin­det, der Pro­duk­te spe­zi­fisch anpasst und Abläu­fe opti­miert. Unter den Bedin­gun­gen von Akku­mu­la­ti­ons- und Wachs­tums­lo­gik geht es dar­um, neue Ver­mark­tungs­be­rei­che zu schaf­fen, Kos­ten ein­zu­spa­ren und Kun­den­klas­sen mit unter­schied­li­cher Kauf­kraft gezielt zu bedie­nen. Es erfor­dert ein stän­di­ges Moni­to­ring der User, das – auf­grund der engen Zusam­men­ar­beit von IT- und Phar­ma-Unter­neh­men, inter­na­tio­na­len Orga­ni­sa­tio­nen und Staats­si­cher­heit – auch der Steue­rung der Über­wa­chungs- und Kri­sen­kom­mu­ni­ka­ti­on dient.

Der Vor­trag kon­zen­triert sich auf die Daten, die über Clicks, Sen­so­ren im Raum, im und am Kör­per über die phy­si­schen und men­ta­len Zustän­de der Men­schen gesam­melt wer­den und im Gesundheits‑, Reproduktions‑, Ästhe­tik- und Fit­ness­sek­tor unter dem Vor­wand von Hei­lung, Per­fek­ti­on und Lang­le­big­keit ein Absatz­feld für Opti­mie­rungs- und Über­wa­chungs­pro­duk­te schaf­fen. Gleich­zei­tig bie­tet die Ver­da­tung die Gele­gen­heit, die Arzt-The­ra­peu­ten-Pati­en­ten-Bezie­hung der digi­ta­len Steu­er­bar­keit zu unter­wer­fen, im öffent­li­chen Gesund­heits­sys­tem ein­zu­spa­ren und Selbst­hei­lungs­kräf­te sowie das Wis­sen um ein gutes Leben zu unter­lau­fen. 

Andrea Kom­lo­sy, Wien, Prof. i.R. für Wirt­schafts- und Sozi­al­ge­schich­te an der Uni­ver­si­tät Wien. Sie kon­zen­triert sich auf Fra­gen unglei­cher regio­na­ler Ent­wick­lung im klein­räu­mi­gen und glo­ba­len Maß­stab, mit Fokus auf kapi­ta­lis­ti­sche Durch­drin­gung und Zurich­tung, Indus­tria­li­sie­rung und Deindus­tria­li­sie­rung, nach­ho­len­de Ent­wick­lung, Arbeits­for­men und Aus­beu­tung, Gren­ze und Migra­ti­on. Die Erfah­rung des Coro­na-Regimes ver­an­lass­ten sie zur Aus­ein­an­der­set­zung mit der aktu­el­len Trans­for­ma­ti­on des Kapi­ta­lis­mus vom indus­tri­el­len zum kyber­ne­ti­schen Prin­zip, dazu zuletzt das Buch: „Zei­ten­wen­de. Coro­na, Big Data und die kyber­ne­ti­sche Zukunft“ (Pro­me­dia 2022). 

Uli Gel­ler­mann
Rechts schwenkt Marsch! Deutsch­lands Mili­ta­ri­sie­rung gegen die Demo­kra­ten

Die täg­li­che Front­be­richt­erstat­tung aus der Ukrai­ne kommt über alle deut­sche Medi­en in die deut­schen Hir­ne. Was als schein­bar neu­tra­le Bericht­erstat­tung daher­kommt, ist meist ein­sei­ti­ge Rekla­me für die Ukrai­ne-Trup­pen und Ver­ur­tei­lung des rus­si­schen Han­delns. Über die Ursa­chen des Kriegs, über die Ein­krei­sung Russ­lands durch die NATO und den Ver­such, den Don­bass von Rus­sen zu „säu­bern“, erfährt der deut­sche Medi­en­kon­su­ment wenig bis nichts. Die Aus­blen­dung der Kriegs­ur­sa­chen fin­den in einer Atmo­sphä­re der Gleich­schal­tung statt: Abwei­chen­de Mei­nun­gen zum Krieg wer­den ent­we­der nicht öffent­lich ver­brei­tet oder skan­da­li­siert. Die­se Art des Medi­en­ein­sat­zes gemahnt an tota­li­tä­re Sys­te­me und scha­det der bür­ger­li­chen Demo­kra­tie erheb­lich.

Die Soft­ware der Kriegs­pro­pa­gan­da wird von mas­si­ver Hard­ware beglei­tet. Die Mit­tel für die soge­nann­te „Ertüch­ti­gungs­in­itia­ti­ve“ belau­fen sich auf ins­ge­samt 2,2 Mil­li­ar­den Euro für das Jahr 2023 (nach 2 Mil­li­ar­den Euro im Jahr 2022). Der Ertüch­ti­gungs-Begriff dient nur der Ver­schleie­rung der akti­ven und erheb­li­chen Betei­li­gung Deutsch­lands an einem Krieg. Der ver­fas­sungs­wid­ri­ge Rüs­tungs­export fin­det schein­bar nicht statt.

Auch der Begriff des „Son­der­ver­mö­gens“ für die Bun­des­wehr soll nichts ande­res bezwe­cken, als Mil­li­ar­den für Auf­rüs­tung durch Sprach­akro­ba­tik zu ver­klei­nern. Als ob es nicht um die Ver­schär­fung der gefähr­li­chen Kriegs­la­ge in Mit­tel­eu­ro­pa gin­ge, son­dern um Finanz­tech­nik und all­ge­mei­ne Haus­halts­po­li­tik. 

Uli Gel­ler­mann ist Jour­na­list und Fil­me­ma­cher. Er hat eine Rei­he von Doku­men­tar­fil­men für öffent­lich-recht­li­che Sen­der gemacht, als Crea­ti­ve Direc­tor in der Wer­bung gear­bei­tet und auch für den Ber­li­ner Senat. Seit 2005 exis­tiert sei­ne Web­site, die Ratio­nal­ga­le­rie (www.rationalgalerie.de). Er ist der Autor einer Video­se­rie, die den Namen die-Macht-um-acht trägt. Sie war lan­ge Zeit ein You­Tube-Quo­ten­brin­ger, bis sie von der Goog­le-Toch­ter aus ideo­lo­gi­schen Grün­den gelöscht wur­de. Heu­te sind alle Fol­gen der Serie über das Archiv von „apo­lut“ zu errei­chen.

Almuth Bru­der-Bez­zel
Drei Jah­re Pro­test­be­we­gung
 

Der Vor­trag ist einem Rück­blick auf die Pro­test­be­we­gung gewid­met, die bald nach dem Epo­chen­bruch der Pan­de­mie – Aus­ru­fung ein­ge­setzt hat und nun bereits über drei­ein­halb Jah­re anhält – dies gegen die mas­sivs­ten Unter­drü­ckun­gen der Staats­ge­walt und Dif­fa­mie­run­gen auch von sol­chen Kräf­ten, die bis­her selbst staats­kri­tisch waren. Aus dem Pro­test gegen die Coro­na­po­li­tik als Demo­kra­tie­be­we­gung ist inzwi­schen auch ein Pro­test gegen die Kriegs­po­li­tik als Teil der Frie­dens­be­we­gung gewor­den. Die­se Pro­test­be­we­gung soll befragt wer­den nach ihrer Zusam­men­set­zung und ihren Eigen­tüm­lich­kei­ten, ihren Instru­men­ten, ihren Zie­len und ihren Erfol­gen und Gren­zen. Was bedeu­tet es, dass die­se Bewe­gung in ver­schie­de­ner Hin­sicht ganz hete­ro­gen ist? konn­te das im Lau­fe der 3 Jah­re ver­ein­heit­licht wer­den? Sind wir bis­her in der Gefahr hän­gen geblie­ben, nur die Wie­der­her­stel­lung der alten Nor­ma­li­tät zu for­dern? Wird es wei­ter­ge­hen, als Auf­stand gegen die zuneh­men­de Kon­trol­le der Bür­ger und zuneh­men­de mensch­li­che, poli­ti­sche und öko­no­mi­sche Ver­elen­dung?

Almuth Bru­der-Bez­zel, Dr. phil., Dipl.-Psych., Psy­cho­ana­ly­ti­ke­rin (DGIP, DGPT) in eige­ner Pra­xis, Lehr­ana­ly­ti­ke­rin, Super­vi­so­rin am Alfred Adler Insti­tut (AAI) Ber­lin, Mit­be­grün­de­rin des AAI.
Wis­sen­schaft­li­che Arbei­ten, Auf­sät­ze, Vor­trä­ge und Buch­ver­öf­fent­li­chun­gen seit ca. 1983 vor allem zur Geschich­te und Theo­rie der Indi­vi­du­al­psy­cho­lo­gie Alfred Adlers.
Seit etwa 10 Jah­ren zusätz­lich immer wie­der Vor­trä­ge und Auf­sät­ze zum The­men­be­reich „Psy­cho­ana­ly­se und gesell­schaft­li­che Pro­ble­me“ wie Arbeits­lo­sig­keit, Pre­ka­ri­at, neo­li­be­ra­le Iden­ti­tät, Rechts­po­pu­lis­mus.

Chris­ti­an Dewan­ger
Über die Rol­le der Iden­ti­tät in der pro­pa­gan­dis­ti­schen Mas­sen­steue­rung 

Die Schaf­fung einer „Neu­en Rea­li­tät“ bedarf der Steue­rung der Mas­sen mit Hil­fe von Pro­pa­gan­da. Die­se ist im Prin­zip in ihren Metho­den gut auf­ge­schlüs­selt, doch fin­det die Mas­sen-Steue­rung nicht mehr nur klas­sisch pro­pa­gan­dis­tisch statt, son­dern hat sich in Form von »Iden­ti­täts­po­li­tik« indi­vi­dua­li­siert. Egal, ob es um Coro­na, Ukrai­ne oder das Kli­ma geht, stel­len iden­ti­täts­psy­cho­lo­gi­sche Kom­po­nen­ten hoch wirk­sa­me Ein­falls­to­re für das Eta­blie­ren der „neu­en Rea­li­tät“ dar.

Ein genaue­rer Blick auf die­se Form der Steue­rung ist mit mei­ner Erhe­bung im Herbst 2020 zum Pan­de­mie­er­le­ben aus einer iden­ti­täts­psy­cho­lo­gi­schen Per­spek­ti­ve her­aus vor­ge­nom­men wor­den. Im Ergeb­nis (Dewan­ger 2021) zeig­te sich, dass die nach Mar­cia (1966) defi­nier­ten Iden­ti­täts­zu­stän­de stark mit der Emp­fäng­lich­keit für Pro­pa­gan­da und Herr­schafts-Nar­ra­tio­nen kor­re­spon­die­ren. Mit­tels Emo­tio­na­li­sie­run­gen und Mora­li­sie­run­gen wer­den Iden­ti­fi­ka­tio­nen geschaf­fen, wel­che die Mas­sen qua­si von selbst in die Rich­tung der „neu­en Rea­li­tät“ brin­gen. Unkri­tisch und in vol­ler Über­zeu­gung, für das Gute zu sein, wird das Indi­vi­du­um in der Fol­ge tota­li­tär in sei­nem Wahr­neh­men, Den­ken und Füh­len. Tota­li­tär aber ist genau das, was die „neue Rea­li­tät“ sein soll.

Mitt­ler­wei­le zeigt sich, dass beim The­ma Ukrai­ne-Krieg exakt die glei­chen Mecha­nis­men und Effek­te zu beob­ach­ten sind und Poli­tik und Medi­en nahe­zu iden­tisch fort­fah­ren (die Spal­tung der Gesell­schaft ist ja kein neu­es Mit­tel zur Kon­trol­le der­sel­ben). Die von ihnen gewoll­te neue Nor­ma­li­tät ist eben eine, in der die Steue­rung der Mas­sen ein­fa­cher und direk­ter erfol­gen kann. Ihr Erfolg beruht dabei direkt auf iden­ti­täts­psy­cho­lo­gi­schen und damit indi­vi­du­ell wirk­sa­men Pro­zes­sen, die zugleich in der Mas­se iden­tisch ange­legt sind. In mei­nem Bei­trag wer­den die­se Pro­zes­se dar­ge­stellt und wird so auf­ge­zeigt, wie Herr­schafts­nar­ra­tio­nen nicht ein­fach nur im Indi­vi­du­um ankom­men, son­dern gleich­sam Bestand­teil des Indi­vi­du­ums und damit von die­sem wil­lig wei­ter­ver­brei­tet wer­den. Ent­spre­chend kann daher auch dar­ge­stellt wer­den, wel­che Schrit­te und Pro­zes­se not­wen­dig wären, um dem im Sin­ne mün­di­ger Bür­ger und selb­stän­dig-gesun­der Men­schen ent­ge­gen­zu­wir­ken. Es geht bei der psychologischen/pädagogischen Arbeit mit Men­schen daher aktu­ell nicht nur um indi­vi­du­el­le Hil­fen, son­dern wie­der in höchst aku­tem Maße um die Grund­la­gen von Mün­dig­keit und Auf­klä­rung als Grund­pfei­ler einer Demo­kra­tie.

Chris­ti­an Dewan­ger, Dr. phil. ist Lehr­kraft für beson­de­re Auf­ga­ben in der Abtei­lung Psy­cho­lo­gie an der Euro­pa-Uni­ver­si­tät Flens­burg. Nach dem Diplom in Erzie­hungs­wis­sen­schaf­ten 2003 folg­te die Pro­mo­ti­on im Fach Psy­cho­lo­gie in 2008. For­schungs­schwer­punkt ist die Iden­ti­täts­psy­cho­lo­gie,

in deren Rah­men eine Erhe­bung zu den Pan­de­mie-Effek­ten durch­ge­führt und in 2021 publi­ziert wor­den ist. Neben For­schung und Leh­re fin­det sich ein Aus­gleich in der Ver­mitt­lung von Tai­ji­qu­an, Qigong und der dao­is­ti­schen Beglei­tung von Lebens­we­gen.

Tho­mas Oys­mül­ler
Die WHO als Zen­tra­le der Neu­en Nor­ma­li­tät

Die Ver­ein­ten Natio­nen haben sich seit ihrer Grün­dung 1945 grund­le­gend geän­dert, pri­va­tes Kapi­tal haben die UNO durch­drun­gen. Zudem kommt seit 2020 der WHO als UN-Sub­or­ga­ni­sa­ti­on plötz­li­che eine höchst expo­nier­te Rol­le zu.

Mit der aktu­ell lau­fen­den WHO-Reform soll die­se Rol­le gefes­tigt und auf recht­lich sta­bi­le Bei­ne gestellt wer­den. Dadurch kann sich zu WHO zu einem eigen­stän­di­gen poli­ti­schen Akteur kon­sti­tu­ie­ren, der direkt in die Poli­tik von Staa­ten ein­grei­fen kann. Die Instru­men­te sind dafür einer­seits ein neu­er Pan­de­mie­ver­trag und ande­rer­seits eine Erneue­rung der völ­ker­recht­lich bin­den­den „Inter­na­tio­na­len Gesund­heits­vor­schrif­ten“. Staat­li­che Sou­ve­rä­ni­tät könn­te dann durch eine UN-Orga­ni­sa­ti­on auf­ge­ho­ben sein. 

Tho­mas Oys­mül­ler lebt in Wien und stu­dier­te Phi­lo­so­phie und Sozi­al­wis­sen­schaf­ten. Er ist seit vier Jah­ren als Jour­na­list und seit 2022 als frei­er Jour­na­list tätig. Dabei berich­tet er vor­zugs­wei­se über geo­po­li­ti­sche Ver­schie­bun­gen, poli­ti­sche Bluffs von oben und die glo­ba­le Trans­for­ma­ti­on zum digi­ta­len Über­wa­chungs­ka­pi­ta­lis­mus.

Mal­te Gries­se
Geschich­te des unpro­vo­zier­ten Angriffs­krie­ges in der Ukrai­ne. 

Der Vor­trag ana­ly­siert Geschich­te und Vor­ge­schich­te des Ukrai­ne-Kriegs.

Mal­te Gries­se forscht und unter­rich­tet als His­to­ri­ker an der Nord Uni­ver­si­tät in Bodo, Nor­we­gen.


Die NGfP

Die Neue Gesell­schaft für Psy­cho­lo­gie ist ein Zusam­men­schluss von Psy­cho­lo­gIn­nen und Angehörigen ver­wand­ter Beru­fe, mit dem Ziel, ein dis­kur­si­ves, kri­ti­sches und refle­xi­ves Wissenschaftsverständnis der Psy­cho­lo­gie wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, eine pro­blem­ge­rech­te und gesell­schaft­lich ver­ant­wort­li­che For­schung und Pra­xis zu unterstützen und eine Erneue­rung der geistes‑, kul­tur- und sozi­al­wis­sen­schaft­li­chen Ori­en­tie­rung der Psy­cho­lo­gie zu ermöglichen.

Dazu sehen wir es als not­wen­dig an:

  • Die Hoch­schu­len und den Wis­sen­schafts­be­trieb zu demo­kra­ti­sie­ren,
  • Die Gleich­stel­lung der Geschlech­ter im Wis­sen­schafts­be­trieb vor­an­zu­trei­ben,
  • An der Überwindung der Spal­tung von Wis­sen­schaft und Pra­xis mit­zu­ar­bei­ten,
  • Eine gegen­stands­an­ge­mes­se­ne For­schung zu fördern, wel­che die gesell­schaft­li­che (kul­tu­rel­le) und geschicht­li­che Bedingt­heit des Psy­chi­schen rea­li­siert und sich an Alltagsnähe und Pra­xis­be­zug ori­en­tiert,
  • Psy­cho­lo­gi­sche Pra­xis­wis­sen­schaft­lich beglei­tet und reflek­tiert und dabei an die geistes‑, kul­tur-und sozi­al-wis­sen­schaft­li­chen Tra­di­tio­nen anknüpft und sie erneu­ert,
  • die fächerübergreifende Koope­ra­ti­on mit ande­ren Dis­zi­pli­nen zu pfle­gen, und zugleich
  • die Identität des Faches trotz grundsätzlich anzu­stre­ben­der Viel­falt der Dis­kur­se zu ent­wi­ckeln.

Die jüngsten Kongresse

2022
Coro­na. Insze­nie­rung einer Kri­se.
Kon­gress­band: Klaus-Jür­gen Bru­der, Almuth Bru­der-Bez­zel, Jür­gen Günther (Hg.) (2022). Ber­lin: Ver­lag Soden­kamp & Lenz.

2020
Digi­ta­li­sie­rung – Sire­nen­ge­sän­ge oder
Schlacht­ruf einer kan­ni­ba­lis­ti­schen Welt­ord­nung.
Kon­gress­band: K.-J. Bru­der, Chr. Bial­luch, J. Günther, Bernd Niel­sen & Rai­na Zim­me­ring (Hg.) (2020). Frank­furt am Main: West­end Ver­lag.

2019
Krieg nach innen, Krieg nach außen.
Die Intel­lek­tu­el­len als Stüt­zen der Gesell­schaft?
Kon­gress­band: K.-J. Bru­der, Chr. Bial­luch, & J. Günther (Hg.) (2019). Frank­furt am Main: West­end Ver­lag.

2018
Die Para­ly­se der Kri­tik: Eine Gesell­schaft ohne Oppo­si­ti­on.
Kon­gress­band: K.-J. Bru­der, Chr. Bial­luch, Bernd Leu­te­rer & J. Günther (Hg.) 2019 Gie­ßen: Psy­cho­so­zi­al.

2017
Gesell­schaft­li­che Spal­tun­gen.
Zur Wahr­neh­mung von Ungleich­heit und Unge­rech­tig­keit in Poli­tik und Gesell­schaft.

Kon­gress­band: K.-J. Bru­der, Chr. Bial­luch & J. Günther (Hg.) (2018). Gie­ßen: Psy­cho­so­zi­al.

2016
Migra­ti­on und Ras­sis­mus. Poli­tik der Men­schen­feind­lich­keit. Kon­gress­band: K.-J. Bru­der, Chr. Bial­luch (Hg.) (2017). Gie­ßen: Psy­cho­so­zi­al.

2015
Krieg um die Köpfe. Der Dis­kurs der Verantwortungsübernahme – psy­cho­lo­gi­sche, sozi­al­wis­sen­schaft­li­che und medi­en­kri­ti­sche Betrach­tun­gen.
Kon­gress­band: K.-J. Bru­der, Chr. Bial­luch & J. 22
Hein (Hg.) (2016). Gie­ßen: Psy­cho­so­zi­al.

2014
Sym­po­si­um: Trom­meln für den Krieg.
Eine Aus­wahl der Vorträge ist der­zeit auf www.ngfp.de abruf­bar.

2013
Macht­wir­kung und Glücksversprechen.
Gewalt und Rationalität in Sozia­li­sa­ti­on und Bil­dungs­pro­zes­sen.

Kon­gress­band: K.-J. Bru­der, Chr. Bial­luch & B. Lem­ke (Hg.) (2014). Gie­ßen: Psy­cho­so­zi­al.

2012
Sozi­al­psy­cho­lo­gie des Kapi­ta­lis­mus – heu­te.
Zur Aktualität Peter Brückners.

Kon­gress­band: K.-J. Bru­der, Chr. Bial­luch & B. Lem­ke (Hg.) (2013). Gie­ßen: Psy­cho­so­zi­al.

2011
Macht – Kon­trol­le – Evi­denz. Psy­cho­lo­gi­sche Pra­xis und Theo­rie
in den gesell­schaft­li­chen Veränderungen.

Kon­gress­band: K.-J. Bru­der, Chr. Bial­luch & B. Leu­te­rer (Hg.) (2012). Gie­ßen: Psy­cho­so­zi­al.

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