Revue über das Wir­ken der Neu­en Gesell­schaft für Psy­cho­lo­gie die letz­ten 12 Jah­re

von Klaus-Jür­gen Bru­der

Unser wich­tigs­tes Instru­ment, die „Kri­tik aller Ver­hält­nis­se, in denen der Mensch nicht als Mensch lebt” (1), ist uns aus der Hand geschla­gen. Wenn die Kri­tik am Krieg als „rechts” dif­fa­miert wer­den kann, wenn der Wider­stand gegen die Zer­stö­rung von Demo­kra­tie und Men­schen­rech­ten als „rechts” ver­ur­teilt und ver­folgt wer­den kann, wenn die­je­ni­gen, die den Putsch, mit dem das Coro­na­re­gime instal­liert wor­den war, nicht zur Ver­ant­wor­tung gezo­gen wer­den, son­dern die nächs­te Etap­pe der Ver­schär­fung und Fort­set­zung die­ses Regimes öffent­lich vor­be­rei­ten kön­nen, wenn die­je­ni­gen, die die­ses Regime mit­ge­tra­gen haben, ohne sich zu ent­schul­di­gen, wie­der an dem Punkt anknüp­fen kön­nen, an dem sie uns ver­ra­ten haben, wenn die­je­ni­gen, die sich als unse­re Anwäl­te und Ver­tei­di­ger gegen die zuneh­men­de Will­kür des Staats­ap­pa­rats ange­bo­ten hat­ten, nun wie­der zu ihrer alten Rol­le der Kla­ge des Bedau­erns über die Fol­gen des Putsch­re­gimes zurück­keh­ren wol­len, als sei nichts gesche­hen, dann ist die von Mar­cu­se beschrie­be­ne Para­ly­se der Kri­tik voll­endet.

Kri­tik als die Vor­aus­set­zung, als Motor aller Wis­sen­schaft und Auf­klä­rung ist tot, der blo­ße Posi­ti­vis­mus der Gewalt, der blan­ke Beha­vio­ris­mus der Schö­nen neu­en Welt ist an sei­ne Stel­le getre­ten. Die Neue Gesell­schaft für Psy­cho­lo­gie hat die­se Ent­wick­lung mit ihren Kon­gres­sen von Anfang an pro­ble­ma­ti­siert:

Viel­leicht haben Sie den letz­ten Kon­gress erlebt (2). Er war in mehr­fa­cher Hin­sicht ein beson­de­rer, vom The­ma her, von der Gestal­tung, der ein­zi­ge psy­cho­lo­gi­sche Kon­gress, der sich mit dem The­ma der Coro­na-Insze­nie­rung als Insze­nie­rung beschäf­tigt hat, viel­leicht der ein­zi­ge Kon­gress zu die­sem The­ma über­haupt, und der ganz wesent­lich getra­gen war von denen, die die Kri­tik der Coro­na-Insze­nie­rung poli­tisch arti­ku­liert haben und auf die Stra­ße getra­gen haben.

Die Neue Gesell­schaft für Psy­cho­lo­gie (NGfP) war eine Aus­nah­me. Sie hat von Anfang an den poli­ti­schen Cha­rak­ter einer Insze­nie­rung behaup­tet und sich gegen den medi­zi­ni­schen Dis­kurs gerich­tet: „Der Dis­kurs der Macht hat das Virus für sei­ne Zwe­cke okku­piert – nicht umge­kehrt.” (3) Wie war das mög­lich? Was war der Preis dafür?

Gegrün­det 1990, im Jahr der „Wen­de”, wenn auch nicht ihr Ergeb­nis, so doch durch sie beflü­gelt, die Träu­me von 68 noch ein­mal zu träu­men. Das Rea­li­täts­prin­zip, das das der alten Zeit geblie­ben war, war aber stär­ker, durch die Wen­de eher ver­stärkt wor­den. Vie­le Jah­re wur­de die NGfP kom­mis­sa­risch wei­ter­ge­führt. Erst 2008 wur­de sie von einer Grup­pe kri­ti­scher Stu­den­ten wie­der auf­ge­weckt mit einem Kon­gress zum The­ma „Kön­nen Mar­gi­na­li­sier­te (wieder)sprechen: Zum poli­ti­schen Poten­zi­al der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten”.

Der Erfolg hat die NGfP unab­hän­gig gemacht – oder hat­te sie so gro­ßen Zuspruch, weil sie unab­hän­gig war? Schließ­lich ist die NGfP ja kei­ne als Berufs­ver­band orga­ni­sier­te Fach­ge­sell­schaft, son­dern eine Wis­sen­schafts-Gesell­schaft. Sie muss­te sich nicht um das küm­mern, was man so „Stan­des­po­li­tik” nennt: Schlupf­lö­cher inner­halb des vor­ge­ge­be­nen Rah­mens zu fin­den, in denen man noch etwas raus­ho­len kann. Sie hat Poli­tik viel­mehr in der Bil­dung kri­ti­schen Bewusst­seins ver­stan­den, und zwar der Psy­cho­lo­gen selbst, die gesell­schafts­kri­ti­sche Per­spek­ti­ve in die Dis­kus­si­on der Wis­sen­schaft Psy­cho­lo­gie hin­ein zu tra­gen. Die NGfP hat sich „poli­ti­siert”.

Die NGfP hat das The­ma der Wis­sen­schafts­kri­tik zuge­spitzt auf die Funk­ti­on inner­halb der Gesell­schaft, spe­zi­ell die Rol­le der Psy­cho­lo­gie und der Psy­cho­lo­gen – als „Intel­lek­tu­el­le”, „TUIs” (Bert Brecht). Sie hat es in der Per­spek­ti­ve von Fou­cault for­mu­liert, näm­lich als Pro­blem von Dis­kur­sen, die sie zugleich prak­tisch gewen­det hat. Die NGfP war nie eine abge­schot­te­te Wis­sen­schafts­ge­sell­schaft, sie hat sich immer in den poli­ti­schen Dis­kurs ein­ge­schal­tet, nicht nur den wis­sen­schafts­kri­ti­schen son­dern den gesell­schafts­kri­ti­schen: die jeweils aktu­el­len gesell­schaft­li­chen poli­ti­schen Dis­kur­se lie­fer­ten die The­men ihrer Kon­gres­se:

Das zeig­te sich in jedem ein­zel­nen Kon­gress, der in einem grund­le­gen­den Sinn inter­dis­zi­pli­när und zugleich poli­tisch aus­ge­rich­tet war. Ver­tre­ter eines brei­ten Spek­trums sozi­al­wis­sen­schaft­li­cher Fächer refe­rier­ten zu The­men der aktu­el­len poli­ti­schen Agen­da.

Bereits mit dem ers­ten Kon­gress mit dem The­ma „Macht – Kon­trol­le – Evi­denz” von 2010 (4) waren die ent­schei­den­den Dimen­sio­nen ihrer Arbeit am Bei­spiel der kli­ni­schen Psy­cho­lo­gie benannt. Unter den Bedin­gun­gen von Macht dient die Psy­cho­lo­gie den Auf­ga­ben der Kon­trol­le unter Ver­weis auf wis­sen­schaft­li­che Evi­denz. Ein Sym­po­si­um zum The­ma Stu­di­en­re­form war die­sem Kon­gress vor­aus­ge­gan­gen.

Es folg­ten Kon­gres­se zur Sozi­al­psy­cho­lo­gie des Kapi­ta­lis­mus, zur Mili­ta­ri­sie­rung der Gesell­schaft und der Kriegs­vor­be­rei­tung, zu Migra­ti­on und Ras­sis­mus, zur Spal­tung der Gesell­schaft, zur Para­ly­se der Kri­tik und der Gesell­schaft ohne Oppo­si­ti­on, zur Rol­le der Intel­lek­tu­el­len als Stüt­zen der Gesell­schaft, zu Digi­ta­li­sie­rung als Sire­nen­ge­sän­ge oder Schlacht­ruf einer kan­ni­ba­lis­ti­schen Welt­ord­nung, bis hin zur Coro­na Insze­nie­rung. Die psy­cho­lo­gi­sche Fra­ge dabei war: wie­so wir­ken die gesell­schaft­li­chen poli­ti­schen Dis­kur­se und wor­in liegt die Wir­kung die­ser Dis­kur­se?

Ent­schei­dend für die Wir­kung poli­ti­scher Dis­kur­se ist natür­lich, dass es sich um poli­ti­sche Dis­kur­se han­delt, um Dis­kur­se, die mäch­ti­ge Insti­tu­tio­nen füh­ren. Aber die Macht, die Macht­po­si­ti­on ist nur die Basis dafür, dass sie die­sen Dis­kurs füh­ren kön­nen, dass sie ihn in gro­ßem Aus­maß, mit gro­ßer Ver­brei­tung füh­ren kön­nen. Gewiss auch, weil man der Macht eher glaubt, als den Macht­lo­sen, den Kri­ti­kern, denen man den Zugang zu den Medi­en erschwe­ren oder gar ver­sper­ren kann.

Inter­es­sant sind des­halb immer Ver­glei­che mit ande­ren Zustän­den als den aktu­ell vor­lie­gen­den, unter­such­ten. Es gibt immer wie­der Zei­ten, in denen die­ser Macht-„Bonus” nicht funk­tio­niert. Der letz­te gro­ße Ein­bruch die­ses Macht-Bonus war in den Acht­und­sech­zi­ger Jah­ren. Brück­ner nennt die­se Zeit eine der gelo­cker­ten Loya­li­tät gegen­über der Macht – The­ma des Kon­gres­ses 2011Sozi­al­psy­cho­lo­gie des Kapi­ta­lis­mus” (5).

Wenn jetzt die­se Loya­li­tät wie­der dras­tisch gestie­gen ist, so han­delt es sich dabei nicht um den bekann­ten Auto­ri­ta­ris­mus, viel­mehr wird die heu­ti­ge Loya­li­tät der Macht gegen­über getra­gen von dem Selbst­be­wusst­sein, auto­no­mes Sub­jekt des Han­delns zu sein (s. Bol­tan­ski & Chia­pel­lo (6)) – welch eine Selbst­ver­ken­nung!

Es gehen dabei Tei­le des Bewusst­seins der 68er Jah­re in die Affir­ma­ti­on der Macht ein. Dies erscheint wie eine Ver­keh­rung ins Gegen­teil, so wie uns heu­te tat­säch­lich im Sinn Orwells zuge­mu­tet wird, Krieg als Krieg für die Frei­heit zu ver­ste­hen; oder frag­lo­ses Befol­gen von staat­li­chen Anwei­sun­gen – unzu­mut­ba­ren bis unsin­ni­gen – als Soli­da­ri­tät – natür­lich nicht mit dem ande­ren Mit­men­schen, son­dern mit dem Staat: eine Soli­da­ri­tät, die sich streng an die Auf­for­de­rung hält, Abstand vom ande­ren zu hal­ten, ihn mit dem Tra­gen einer Mas­ke zu „schüt­zen”, die einem sel­ber scha­det.

Dass es sich um Loya­li­tät gegen­über der Macht han­delt und nicht um Sou­ve­rä­ni­tät des selbst­be­stimm­ten Sub­jekts erkennt man an Sym­pto­men, die die eige­ne Selbst­ver­leug­nung, das Res­sen­ti­ment des Zukurz­ge­kom­me­nen zei­gen: an der unge­heu­er aggres­si­ven Emo­tio­na­li­tät gegen­über denen, die sich nicht loy­al den Anwei­sun­gen gegen­über zei­gen, die nicht appor­tie­ren.

Wenn Loya­li­tät gegen­über der Macht die Bedin­gung für die Com­pli­ance ist, grei­fen alle Mani­pu­la­ti­ons­theo­rien fehl, die die Wir­kung der Mani­pu­la­ti­on auf die Signi­fi­kan­ten des Dis­kur­ses der Macht legen – sei es auf for­ma­le, wie Wie­der­ho­lung, sei es inhalt­li­che, die „Argu­men­te”, das „Nar­ra­tiv”.

Die „Argu­men­te”, Nar­ra­ti­ve sind im Wesent­li­chen die Recht­fer­ti­gung – des Sub­jekts vor sich selbst – für sei­ne Com­pli­ance, die „Ratio­na­li­sie­rung” wie Freud sag­te. Eben­so wie sie umge­kehrt dem „Sen­der” dazu die­nen, sei­ne Grün­de, sei­ne Absich­ten zu ver­ste­cken: „Ver­ste­cken durch Zei­gen” (Chom­sky, Bour­dieu (7)). Es müs­sen viel­mehr die Bedin­gun­gen der Her­aus­bil­dung von Loya­li­tät selbst berück­sich­tigt wer­den: die sozia­len, poli­ti­schen, gesell­schaft­li­chen auch kul­tu­rel­len Bedin­gun­gen, vor allem die Geschich­te ihres Ent­ste­hens und ihrer Wir­kung in den Insti­tu­tio­nen Fami­lie Beruf Frei­zeit (8).

Der Kon­gress von 2012 the­ma­ti­sier­te mit „Macht Wir­kung und Glücks Ver­spre­chen” (9) die inhalt­li­che Dicho­to­mie von Ver­ste­cken und Zei­gen am Bei­spiel von Sozia­li­sa­ti­on und Bil­dungs­pro­zes­sen. Ver­spre­chen auf sozia­len Auf­stieg, das mit dem Ange­bot von Bil­dung, Schu­le und Beruf behaup­tet wird, hin­ter dem aber die tat­säch­li­che Macht der Ver­hält­nis­se ver­steckt wird: die Benach­tei­li­gung von Kin­dern, Jugend­li­chen und Erwach­se­nen aus sozi­al „unte­ren” Ver­hält­nis­sen.

Für das Ver­ste­cken bzw. die Ratio­na­li­sie­rung ist es aller­dings nicht gleich­gül­tig, wel­ches Argu­ment ange­bo­ten bzw. benutzt wird. Die­ses ist abhän­gig von kul­tu­rel­len Fak­to­ren, sol­chen die für das Selbst­ver­ständ­nis, das Selbst­bild der zu über­zeu­gen­den Per­son von Bedeu­tung waren oder sind. Und des­halb ist es auch nicht unver­zicht­bar, der Ratio­na­li­sie­rung zu begeg­nen. Aller­dings reicht es nicht aus, die Nar­ra­ti­ve, die Argu­men­te als Argu­men­te zu wider­le­gen, Auf­klä­rung muss an die Grün­de ran, die durch die Ratio­na­li­sie­rung ver­deckt wer­den. (10) Dies Auf­de­cken zu behin­dern, so weit wie mög­lich auf­zu­schie­ben, ist eben­so die Funk­ti­on des Dis­kur­ses der Macht, wie die ande­re Funk­ti­on, uns zur Com­pli­ance zu ver­füh­ren.

Die über­wäl­ti­gen­de Bedeu­tung die­ser Macht des Dis­kur­ses konn­ten wir wäh­rend der Pan­de­mie-Insze­nie­rung beob­ach­ten. Es genüg­te die blo­ße Behaup­tung einer alle und alles erdrü­cken­den Gefahr, um eine gan­ze Bevöl­ke­rung in reflex­haf­te Unter­wer­fung unter unsin­nigs­te Anwei­sun­gen zu bewe­gen.

Aber immer wie­der ist zu beto­nen: die Vor­aus­set­zung für die­se Wir­kung der Insze­nie­rung war die lan­ge vor­be­rei­te­te Recon­quis­ta der Loya­li­tät der Bevöl­ke­rung. Die­se Vor­be­rei­tung wur­de auf den Kon­gres­sen the­ma­ti­siert und so muss­te sich auch der Wider­stand gegen die Auf­klä­rung irgend­wann mal mel­den. Und tat­säch­lich bahn­te sich mit den bei­den Kon­gres­sen zum Krieg, 2013 und 2014 die ers­te Her­aus­for­de­rung an, der die NGfP sich kon­fron­tiert sah. Wir sahen, dass im Zusam­men­hang mit dem The­ma Krieg ein neu­es Nar­ra­tiv in den Dis­kurs ein­ge­führt wur­de: das Nar­ra­tiv der Ver­ant­wor­tungs­über­nah­me (11). Kri­tik an der statt­fin­den­den Mili­ta­ri­sie­rung der Civil Socie­ty, an der Kriegs­vor­be­rei­tung wur­de mit die­sem Nar­ra­tiv fol­ge­rich­tig als „Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit”, „Glücks­tüch­tig­keit” (Gauck) dif­fa­miert.

In der Dis­kus­si­on auf dem ers­ten der bei­den Kon­gres­se „Trom­meln für den Krieg” im Jahr 2013 (12) wur­de von einem der Refe­ren­ten die inzwi­schen von den Mei­nungs­ma­chen­den Maschi­nen mas­siv in die Dis­kus­si­on gebrach­te Begriff des „wehr­haf­ten Frie­dens”, bzw. der „wehr­haf­ten Demo­kra­tie” ver­tei­digt – eigent­lich ein Bei­spiel für Ver­ste­cken durch Zei­gen: auf der Ebe­ne des Zei­gens, der Begrif­fe wird etwas ange­bo­ten, ein Ver­spre­chen, dass man nicht sofort zurück­wei­sen möch­te, wäh­rend dar­un­ter ver­steckt wird was man nicht so ohne wei­te­res anzu­neh­men bereit ist: die all­mäh­li­che Vor­be­rei­tung auf den Krieg.

Man könn­te es auch als Aus­höh­lung der Begrif­fe bezeich­nen. Ein­leuch­tend ist, dass weder der, der die­ses Spiel betreibt, noch der, der ihm auf den Leim geht, damit kon­fron­tiert wer­den möch­te. Dass ich das auf dem Kon­gress getan habe, war ein klei­ner Skandal.Aber im Nach­hin­ein konn­ten wir fest­stel­len, es war die Ankün­di­gung einer tat­säch­li­chen Kampf­an­sa­ge: Wir hat­ten zum zwei­ten Kon­gress gegen den Krieg von 2014 (13) Mos­he Zucker­mann ein­ge­la­den. Es war damals bereits nicht unge­fähr­lich. Also muss­ten wir uns auf Stö­run­gen vor­be­rei­ten. Und tat­säch­lich saßen dann im Audi­to­ri­um im gro­ßen Hör­saal an den vier Ecken ver­teilt Ver­tre­ter der Anti­se­mi­tis­mus Schnüff­ler oder Ver­leum­der.

Wenn wir auch die­ser Pro­vo­ka­ti­on gut begeg­nen konn­ten, allein schon, weil Zucker­mann selbst mit der­ar­ti­gen Angrif­fen ver­traut und in der Abwehr gut geübt war, so war damit noch nicht Ruhe wie­der­her­ge­stellt. Die Kri­tik der Ober­flä­che der poli­ti­schen und media­len Dis­kur­se, unse­re Bemü­hun­gen, die durch die­se Dis­kur­se ver­deck­ten Inter­es­sen und Struk­tu­ren offen­zu­le­gen war immer wie­der gegen die sich von allen Sei­ten aus­brei­ten­de und immer stär­ker wer­den­de Affir­ma­ti­on der Ent­po­li­ti­sie­rung, der Dis­kurs­ma­ni­pu­la­ti­on zu behaup­ten.

Auf dem Kon­gress Migra­ti­on und Ras­sis­mus­von 2016 (14) war unse­re Kri­tik an der soge­nann­ten Flücht­lings­po­li­tik, die Kri­tik an der mit brei­ter Eupho­rie beju­bel­ten kur­zen Öff­nung der Gren­zen, deren Miss­ver­ständ­nis als Will­kom­mens­kul­tur auf star­ke Ableh­nung gesto­ßen. Zwar blieb die Öff­nung der Gren­zen nicht von lan­ger Dau­er, wur­den sie sehr schnell wie­der dicht­ge­macht, aber die Ver­blen­dung blieb: die Insze­nie­rung des poli­ti­schen Kamp­fes gegen Mer­kel rief gro­ße Sym­pa­thien der Unter­stüt­zung der Kanz­le­rin her­vor, die sich wider­stands­los in das Nar­ra­tiv der „Sozi­al­de­mo­kra­ti­sie­rung” unter Mer­kel len­ken lie­ßen. Das Spiel des Ver­ste­ckens durch Zei­gen nahm Fahrt auf.

Die ers­te ernst­haf­te Her­aus­for­de­rung stand noch bevor: die Ver­leum­dung unse­rer Arbeit als anti­se­mi­ti­sche. Vor­wür­fe waren wie inzwi­schen stan­dard­mä­ßig: ein Inter­view mit Ken Je(p)bsen , aber dann auch die Ein­la­dung von Mos­he Zucker­mann, damals noch schar­fer Kri­ti­ker der israe­li­schen Poli­tik. Damals war der Anti­se­mi­tis­mus-Vor­wurf sozu­sa­gen im Sta­di­um der Gene­ral Pro­be, der Anti­se­mi­tis­mus­be­auf­trag­te war instal­liert wor­den.

Nicht zufäl­lig haben die Psy­cho­lo­gen gleich ein neu­es Arbeits­feld gefun­den, näm­lich über­all Anti­se­mi­tis­mus zu ent­de­cken – so selbst in der Kri­tik des Kapi­ta­lis­mus. Und auch nicht zufäl­lig war die­se Ver­däch­ti­gung oder Ver­leum­dung aus den Rei­hen derer ent­stan­den, die das Ent­ste­hen und Grö­ßer-wer­den der NGfP arg­wöh­nisch kon­kur­renz­haft ver­folg­ten, näm­lich aus der Grup­pe der kri­ti­schen Psy­cho­lo­gie und der poli­ti­schen Psy­cho­lo­gie um Brun­ner – man kann das immer noch im Inter­net fin­den. Es ist doku­men­tiert im Band „Para­ly­se der Kri­tik – Gesell­schaft ohne Oppo­si­ti­on”(15) aus dem Jahr 2018.

Hier bereits spiel­te das Wis­sen um den Ein­satz des Anti­se­mi­tis­mus-Nar­ra­tivs und die Wir­kungs­wei­se des Dis­kur­ses der Macht eine wich­ti­ge Rol­le, um als Neue Gesell­schaft die­se Atta­cken zu über­ste­hen. Die Beob­ach­tun­gen in der Aus­ein­an­der­set­zung mit der Anti­se­mi­tis­mus Ver­leum­dung, dass es Leu­te aus den eige­nen Rei­hen, aus der eige­nen Schicht waren, sol­che, die wir als kri­ti­sche, lin­ke Kol­le­gin­nen ken­nen­ge­lernt haben, haben wir im nächs­ten Kon­gress the­ma­ti­siert: über die Rol­le der Intel­lek­tu­el­len als „Stüt­zen der Gesell­schaft” im Jahr 2019 (16).

Ihre Stel­lung zwi­schen den Insti­tu­tio­nen der Macht und der Bevöl­ke­rung, denen, die sie die­ser Macht zuge­wandt machen sol­len, ist die Per­so­ni­fi­ka­ti­on des Ver­ste­ckens durch Zei­gen: sie kön­nen ihre Funk­ti­on als „wis­sen­schaft­li­che”, „künst­le­ri­sche”, „the­ra­peu­ti­sche” usw. beschö­ni­gen, wie in der Figur des Gän­se­pre­di­gers im Dom­hof von Regens­burg dar­ge­stellt, der, wäh­rend er den Wolf hin­ter sei­nem Rücken ver­steckt, die Gän­se mit sei­ner Rede von dem ablenkt, was sie erwar­tet.

Gän­se­pre­digt-Brun­nen, Josef Micha­el Neu­stif­ter, 1980

Ande­rer­seits ermög­licht die­se Zwi­schen­stel­lung ihnen, den „Mön­chen” auch, ihre Funk­ti­on umzu­keh­ren, gegen die Macht zu rich­ten. Ange­sichts die­ser Mög­lich­keit der Posi­ti­on des Intel­lek­tu­el­len fragt man sich: waren sich unse­re Intel­lek­tu­el­len ihrer Macht bewusst? Oder für wen, für wel­che Sei­te haben sie Ihre Macht ein­ge­setzt?

In den Hän­den der Herr­schen­den ist der Dis­kurs ein mäch­ti­ges Instru­ment

Er gestat­tet, Macht über die Sub­jek­te aus­zu­üben, gera­de indem er sie als Sub­jek­te aner­kennt. „Es ist dies eine Macht, der man die Macht nicht ansieht. „Sie wirkt nicht – oder nur im Grenz­fall – durch Dro­hung, Befehl oder Vor­schrift, son­dern sie wirkt durch „Über­zeu­gung”, durch Behaup­tung, Beleh­rung, durch „Zei­gen”. Sie wirkt, indem sie „ansta­chelt”, „ein­gibt”, „ablenkt”. (Nur) „im Grenz­fall nötigt oder ver­hin­dert sie voll­stän­dig; aber stets sofern die Sub­jek­te han­deln oder zum Han­deln fähig sind. Stets blei­ben die Sub­jek­te ihrer Ein­wir­kung als sol­che aner­kannt” (Fou­cault (17)).

Damit bie­tet der Dis­kurs der Macht dem Sub­jekt die Mög­lich­keit, sein Fol­gen, sein Befol­gen, sein Han­deln als selbst­be­stimm­tes zu erle­ben, (ein­fach) dadurch, dass das Sub­jekt in den Dis­kurs ein­steigt und sich gemäß sei­ner Regeln in die­sem bewegt, das Nar­ra­tiv wei­ter ent­wi­ckelt.

Das Nar­ra­tiv ist nicht ein­fach eine Erzäh­lung, son­dern ein Dis­po­si­tiv, eine Maschi­ne zur Pro­duk­ti­on von Erzäh­lun­gen, die zugleich die Per­spek­ti­ve von nahe­lie­gen­den Hand­lun­gen zwin­gend eröff­nen: Das Nar­ra­tiv ver­engt den Spiel­raum der mög­li­chen Hand­lun­gen auf die als not­wen­dig behaup­te­ten und ent­lässt den Anord­nen­den aus sei­ner Ver­ant­wor­tung. So wie das Nar­ra­tiv vom neu­ar­ti­gen, gefähr­li­chen oder töd­li­chen Virus die Maß­nah­men zur Ver­hin­de­rung sei­ner Aus­brei­tung gera­de­zu zwin­gend nahe­legt, eben­so das Nar­ra­tiv von Putins mör­de­ri­schem Krieg die krie­ge­ri­schen Maß­nah­men „mit aller Schär­fe” gera­de­zu for­dert.

Ver­ant­wort­lich für die Maß­nah­men bzw. deren Fol­gen ist allein die im Nar­ra­tiv defi­nier­te „Ursa­che” – in der Coro­na Pan­de­mie Insze­nie­rung: das Virus, im Krieg gegen Putin: des­sen völ­ker­rechts­wid­ri­ger Über­fall auf das Nach­bar­land Ukrai­ne. Das Nar­ra­tiv ist der zen­tra­le Angel­punkt der „Begrün­dung” der Maß­nah­men, es legt die Fol­gen fest, selbst dann, wenn man gegen die­se Maß­nah­men Stel­lung bezieht, solan­ge man am Nar­ra­tiv, also der Begrün­dung der Maß­nah­men fest­hält. „Die von Russ­land bru­tal über­fal­le­ne ukrai­ni­sche Bevöl­ke­rung braucht unse­re Soli­da­ri­tät”. Des­halb ist auch das „Mani­fest für Frie­den” von Wagen­knecht und Schwar­zer, das bereits weit über eine hal­be Mil­li­on Unter­schrif­ten gesam­melt hat, nicht für Frie­den um jeden Preis (Karl Kraus (18)) – im Gegen­teil unter­stützt es die Zie­le der Kriegs­trei­ber.

Die Här­te der Maß­nah­men bestä­ti­gen das Nar­ra­tiv, bestä­ti­gen die Grö­ße der Gefahr, die mit die­sen Maß­nah­men bekämpft wer­den muss: je mehr Waf­fen an die Ukrai­ne gelie­fert wer­den, des­to gefähr­li­cher muss wohl der Feind, also Putin, (gewe­sen) sein, denn sonst müss­te man ja nicht die Waf­fen­lie­fe­run­gen stän­dig ver­schär­fen.

Der Krieg setzt den Ter­ror der Coro­na-Pan­de­mie­insze­nie­rung fort

Die­se war sei­ne Vor­be­rei­tung.

Die Coro­na Pan­de­mie­insze­nie­rung war selbst lan­ge vor­be­rei­tet, wur­de mit einer Über­rum­pe­lung der Bevöl­ke­rung ins Werk gesetzt, deren dadurch her­aus­ge­for­der­te Loya­li­tät mit allen Regis­tern des Dis­kur­ses der Macht auf­recht­erhal­ten und sta­bi­li­siert wer­den muss­te und wur­de.

Sei­ne Metho­de: des Ver­ste­ckens durch Zei­gen, durch fal­sche Behaup­tun­gen, fal­sche Ver­spre­chen, hat aus der Loya­li­tät der Bevöl­ke­rung, auf die er auf­ge­baut hat, eine aggres­si­ve Affir­ma­ti­on gemacht, die sich zugleich gna­den­los und erbit­tert gegen jede Kri­tik, abge­schot­tet – der psy­chi­sche (psy­cho­lo­gi­sche) Aus­druck jener „kan­ni­ba­lis­ti­schen Welt­ord­nung”, die von ihrem Pro­pa­gan­dis­ten Klaus Schwab euphe­mis­tisch als neue Nor­ma­li­tät apo­stro­phiert wur­de.

Die der­zei­ti­ge Kriegs­pro­pa­gan­da stei­gert aller­dings die Bru­ta­li­tät der Dif­fa­mie­rung, Ver­leum­dung und Ver­ach­tung, die wir bereits in der Coro­na Insze­nie­rung erlebt hat­ten, ins Bedroh­li­che. Ihre Front­kämp­fer schei­nen kei­ne Gren­zen mehr zu ken­nen, wer­den förm­lich zu Häschern, wie der schnö­sel­haf­te Kaba­ret­tist mit dem Ban­ker Out­fit, der am 22. Febru­ar im „Poli­ti­schen Ascher­mitt­woch” in unflä­tigs­ter Wei­se über Wagen­knecht und Schwar­zer her­ge­zo­gen ist nach dem Sche­ma Kri­tik und Wider­spruch als rechts zu dis­qua­li­fi­zie­ren: er schämt sich nicht, den Göb­bels zu machen oder „den Blut­hund zu spie­len”.

Alles, was jedem Krieg eigen ist: Zer­stö­rung, Ver­wun­dung, Ver­ge­wal­ti­gung, Tötung wird allein den Rus­sen vor­ge­wor­fen – obwohl das Putsch­re­gime der Ukrai­ne alle die­se Gräu­el bereits seit 2014 der Bevöl­ke­rung zuge­fügt hat – und das ohne Pro­test von unse­rer jetzt so empör­ten Sei­te! Inzwi­schen wird in der TV Seri­en­sen­dung Histo­ry der ers­te Welt­krieg unter der Über­schrift „Russ­lands Krie­ge” geführt, obwohl man die­sen ers­ten Welt­krieg als einen Russ­land auf­ge­zwun­ge­nen Krieg bezeich­nen könn­te, eben­so wie den zwei­ten und den bevor­ste­hen­den drit­ten.

Unglaub­lich und zutiefst erschüt­ternd, bei der Wie­der­ge­burt des­sen dabei zu sein, was wir in der Geschich­te des NS nicht glau­ben konn­ten: die gren­zen­lo­se Ido­la­trie der Füh­rer­fi­gu­ren in Wort und Bild. Ein Bei­spiel unter vie­len: wenn Rein­hard Veser in der FAZ vom 23.02.2023 in einem ganz­sei­ti­gen Bei­trag über Selen­skyi die Über­schrift ver­wen­det: „er ist da” kommt die Erin­ne­rung an den Film über die Wie­der­auf­er­ste­hung Hit­lers, der den Titel trug: „er ist wie­der da”.

Wäh­rend der Zeit der Coro­na Pan­de­mie Insze­nie­rung wur­den gleich­zei­tig auch die Vor­be­rei­tun­gen getrof­fen und ers­te Schrit­te aus­pro­biert zu einem neu­en Herr­schafts­mo­dus über­zu­ge­hen, näm­lich zum beha­vio­ris­ti­schen Modell von Ver­hal­tens­kon­trol­le durch Nud­ging und Cre­dit Points (19). Vor­aus­set­zung dafür wäre aller­dings die Abschaf­fung des Gel­des oder wie Klaus Schwab beschö­ni­gend es aus­drückt „ihr wer­det nichts mehr besit­zen aber glück­lich sein”.

Mit dem Kon­gress über „Digi­ta­li­sie­rung als Sire­nen­ge­sän­ge oder Schlacht­ruf einer kan­ni­ba­lis­ti­schen Welt­ord­nung” im Jahr 2020 (20) haben wir den Über­gang vom Dis­kurs der Macht zum Beha­vio­ris­mus bereits the­ma­ti­siert. Das wich­tigs­te tro­ja­ni­sche Pferd für die­sen Über­gang ist das Smart­phone, der stän­di­ge Beglei­ter, hilf­rei­che Unter­hal­ter und zugleich Über­wa­cher sei­nes Trä­gers eben­so wie Infor­mant des gro­ßen Bru­ders.

Der Kon­gress zur Coro­na-Pan­de­mie­insze­nie­rung konn­te erst 2022, ein­ein­halb Jah­re nach der regu­lär vor­ge­se­he­nen Zeit durch­ge­führt wer­den, aus Grün­den der Schi­ka­nen der Pan­de­mie Insze­nie­rung. Wir haben aber die Zeit genutzt, um einen Band außer­halb der Rei­he der Kon­gress­bän­de zum The­ma „Wie die Mei­nung der Herr­schen­den zur herr­schen­den Mei­nung wird” her­aus­zu­ge­ben, zum The­ma des Dis­kur­ses der Macht, der gesell­schaft­li­chen und psy­cho­lo­gi­schen Vor­aus­set­zun­gen sei­ner Wirk­sam­keit.

Eine wich­ti­ge Grund­la­ge, auf der der Dis­kurs der Macht auf­baut, ist die Loya­li­tät der Bür­ger zu ihrem Staat. Die­se ist das Pro­dukt nicht des Augen­blicks, son­dern einer Ent­wick­lung, der Sozia­li­sa­ti­on. In die Sozia­li­sa­ti­on gehen vie­le wir­ken­de Fak­to­ren ein, nicht nur die Spra­che, der Dis­kurs, auch die öko­no­mi­sche Situa­ti­on selbst, die sozia­le Her­kunft, damit also Poli­tik und Geschich­te.

Der Dis­kurs der Macht cha­rak­te­ri­siert eine Herr­schafts­aus­übung, hin­ter der sich die tat­säch­li­che gesell­schaft­li­che Macht ver­ste­cken kann, der die Macht­aus­übung selbst nur in der Form der Ver­füh­rung, des Nahe­le­gens, des Ansta­chelns (Fou­cault) erschei­nen lässt.

Dass die­se Herr­schafts­aus­übung eine emi­nent psy­cho­lo­gi­sche ist, oder bes­ser gesagt: das Feld der Psy­cho­lo­gie nicht nur peri­pher betrifft, wird des­halb nicht ver­stan­den, weil Psy­cho­lo­gie in medi­zi­nisch psy­cho­ana­ly­ti­scher Tra­di­ti­on auf die sogen. inne­ren „see­li­schen Kräf­te des Indi­vi­du­ums” redu­ziert wird, ohne deren Bedeu­tung als Ant­wor­ten, Stel­lung­nah­men des Indi­vi­du­ums – auf die Her­aus­for­de­run­gen der ande­ren, – nicht zuletzt der Macht –zu berück­sich­ti­gen oder gar zu ver­ste­hen oder – im Beha­vio­ris­mus – auf Ver­hal­tens­kon­di­tio­nie­rung durch Aus­lö­se­rei­ze also auch nicht als Ant­wort, nicht als Stel­lung­nah­men.

Die­ser Ein­engung der Sicht­wei­se ent­spricht auch die gesell­schaft­li­che Pra­xis des Psy­cho­lo­gen als The­ra­peut, Couch, oder Sozi­al­ar­bei­ter – völ­lig unge­ach­tet ihrer – gera­de in der Coro­na-Insze­nie­rung wich­ti­gen Rol­le als Bera­ter und Stich­wort­ge­ber im Dis­kurs der Macht (Lam­ber­ti, Nud­ging (21)).

Aus die­ser Ein­engung ist auch die erschüt­tern­de poli­ti­sche Abs­ti­nenz des größ­ten Teils der Psy­cho­lo­gen­schaft zwar nicht zu erklä­ren aber doch nahe­lie­gend, sozu­sa­gen als Ratio­na­li­sie­rung oder Aus­re­de. Die­se Ein­engung kann als Ver­keh­rung ver­stan­den wer­den: Ver­keh­rung näm­lich der Ein­fluss­rich­tung von Gesell­schaft auf das Indi­vi­du­um, statt umge­kehrt Psy­cho­lo­gie als Ant­wort auf gesell­schaft­li­che Her­aus­for­de­run­gen zu ver­ste­hen (Alfred Adler die Aus­nah­me).

„Die Neue Gesell­schaft ist ein Erfolgs­pro­jekt”, hat­te der zwei­te Vor­sit­zen­de Chris­toph Bial­luch in den ers­ten Jah­ren unse­rer Vor­stands­ar­beit fröh­lich ver­kün­det. Die Pro­be aufs Exem­pel muss­te irgend­wann kom­men. Die ers­te Her­aus­for­de­rung war die Anti­se­mi­tis­mus­ver­leug­nung gegen­über der Arbeit der NGfP. Die NGfP hat die­se gut über­stan­den.

Die Her­aus­for­de­rung durch die Coro­na Pan­de­mie­insze­nie­rung war die zwei­te Pro­be. Auch die­se hat die NGfP bestan­den, aller­dings mit nicht gerin­gen Ver­lus­ten an Mit­glie­dern: der Preis für Unab­hän­gig­keit in die­ser schmut­zi­gen Zeit, wie Agam­ben die letz­ten drei Jah­re genannt hat (22). Die NGfP hat aber auch vie­le neue Freun­de gewon­nen. Mit ihnen wol­len wir wei­ter arbei­ten.

Wir haben auch viel gelernt über die Wir­kung des Dis­kur­ses der Macht, die gewich­ti­ger sein kann als die der Öko­no­mie, der Lebens­la­ge der Men­schen, wich­ti­ger als die eige­ne Erfah­rung (über die Macht), aber trotz­dem auf die­ser auf­bau­end, auf den Geschich­ten, die die Macht von sich erzählt, auf ihre Inter­pre­ta­ti­on des­sen, was sie mit den Men­schen macht.

Zuerst erschie­nen in: „Mag­Ma – Maga­zin der Mas­se

Ver­wei­se

1 Sie­he Karl Marx: Zur Kri­tik der Hegel­schen Rechts­phi­lo­so­phie. Ein­lei­tung (1844, MEW, S.378ff.)

6 Klaus-Jür­gen Bru­der. 2005. Selbst­the­ma­ti­sie­rung. Jour­nal für Psy­cho­lo­gie, 13 (2005) 3, https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/1718

7 Chom­sky, Noam (2002). Media Con­trol. New York: Seven Sto­ries Press [dt.: Media Con­trol. Ham­burg: Euro­pa Ver­lag 2003]; Bour­dieu, Pierre (1996). Sur la téle­vi­si­on. Liber – Rai­son d´agir. 1996 [dt.: Über das Fern­se­hen. Frank­furt a.M.: Suhr­kamp 1998].

8 Sie­he dazu: Almuth Bru­der-Bez­zel und Klaus-Jür­gen Bru­der (Hg.) „Macht” oder „wie die Mei­nung der Herr­schen­den zur herr­schen­den Mei­nung wird”. Frankfurt/M.: West­end 2022

9 https://klaus-juergen-bruder.de/wp-content/uploads/2017/08/Sozialisation.pdf

10 „Die Waf­fe der Kri­tik kann aller­dings die Kri­tik der Waf­fen nicht erset­zen, die mate­ri­el­le Gewalt muss gestürzt wer­den durch mate­ri­el­le Gewalt Karl Marx (1844): Zur Kri­tik der Hegel­schen Rechts­phi­lo­so­phie Zur Kri­tik der Hegel­schen Rechts­phi­lo­so­phie. Ein­lei­tung. MEW 1, S. 385

17 Fou­cault, Michel (1982). The Sub­ject and Power. In Hubert L. Drey­fus & Paul Rabi­now (Eds.), Michel Fou­cault: Bey­ond Struc­tu­ra­lism and Her­me­neu­tics. Chi­ca­go, 2o8-226 [dt.: Das Sub­jekt und die Macht. In: Hubert L. Drey­fus & Paul Rabi­now (Hrsg.): Michel Fou­cault: Jen­seits von Struk­tu­ra­lis­mus und Her­me­neu­tik. Frankfurt/M. 1987, 241 – 261, 255]

18 Die letz­ten Tage der Mensch­heit. Tra­gö­die in fünf Akten mit Vor­spiel und Epi­log. In vier Hef­ten der „Fackel”, Wien 1918 (Epi­log) und 1919 (Vor­spiel und Akte 1 – 5).

20 https://www.rubikon.news/artikel/speerspitze-des-neoliberalismus

22 Gior­gio Agam­ben (2020) „A che pun­to sia­mo?” – An wel­chem Punkt ste­hen wir? Die Epi­de­mie als Poli­tik. Quod­li­bet, Mace­ra­ta 2020, [dt.: Ver­lag Turia + Kant, Wien 2021, S.10]

Bild: Gän­se­pre­digt-Brun­nen, Josef Micha­el Neu­stif­ter, 1980