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Ante Portas – Vor der Wahl

Posted on 26. März 2025 By NGfP-Admin

Die „demokratische Mitte“ versteht unter Demokratie, einen Großteil der Bevölkerung von der Entscheidungsfindung auszuschließen.

Angst vor der AfD? War­um eigent­lich? Eine neo­li­be­ra­le, am Wohl der Rei­chen ori­en­tier­te Poli­tik ver­tre­ten doch auch ande­re Par­tei­en. Eben­so wie das Bekennt­nis zu Auf­rüs­tung Gemein­gut ist. Und selbst die Abschie­bung von kri­mi­nel­len und ille­gal anwe­sen­den Migran­ten wird mitt­ler­wei­le von den meis­ten im Bun­des­tag ver­tre­te­nen Par­tei­en gefor­dert. Höhe­re Kri­mi­na­li­tät ver­langt gera­de­zu nach einem repres­si­ve­ren Staats­ap­pa­rat, wäh­rend lee­re Kas­sen die wei­te­re Aus­plün­de­rung der ohne­hin schwer belas­te­ten Mehr­heits­be­völ­ke­rung nahe­zu­le­gen schei­nen. Die Wei­chen für die Zeit nach der Wahl sind ohne­hin in der ange­deu­te­ten Rich­tung gestellt. Und ein Wahl­ver­lie­rer steht schon jetzt fest: wir. War­um dann gel­ten die einen Ver­tre­ter die­ser Rich­tung als „Nazis“, die ande­ren jedoch als kreuz­bra­ve Ver­tei­di­ger „unse­rer Demo­kra­tie“? Die Spal­tung der Gesell­schaft hat offen­bar Sys­tem. Sie dient der Ablen­kung, der Schwä­chung der Soli­da­ri­tät unter den Men­schen und der wei­te­ren Ali­men­tie­rung derer, die schon lan­ge auf der Gewin­ner­sei­te der mul­ti­plen Sys­tem­kri­se ste­hen.

von Klaus-Jür­gen Bru­der, Almuth Bru­der-Bez­zel

Wil­de Auf­ge­regt­heit vor der Wahl!: über die Ampel, über Fried­rich Merz, über Donald Trump, über Ali­ce Wei­del und Elon Musk.
Der Sta­tus und die Bedeu­tung die­ser Wah­len, die ja kei­ne regu­lä­ren, sozu­sa­gen Rou­ti­ne­wah­len, sind, sind nicht unab­hän­gig von jenem Miss­trau­ens­vo­tum des Kanz­lers zu bestim­men und davon, was die­sem vor­aus­ge­gan­gen ist.

Bemer­kens­wert ist schon, dass es nicht die par­la­men­ta­ri­sche Oppo­si­ti­on war, die mit dem Miss­trau­ens­vo­tum der Regie­rung das Ver­trau­en ent­zo­gen hat und damit der Regie­rungs­ko­ali­ti­on die Grund­la­ge, son­dern der Regie­rungs­chef selbst!

Er, der Kanz­ler selbst, hat damit die von der Influen­cer-Grup­pe „Cam­pact“ laut­stark ver­tre­te­ne For­de­rung erfüllt: „Die Ampel muss weg!“ und den Weg für eine Neu­wahl frei gemacht. Freie Fahrt nach Rechts!

Die aus­sichts­reichs­ten Kan­di­da­ten, die bei die­sen Neu­wah­len gewin­nen könn­ten, die „Kriegs­ge­winn­ler“, sind die CDU und die AfD, wenn man die Ergeb­nis­se der vor­aus­ge­gan­ge­nen Land­tags­wah­len in den drei Bun­des­län­dern Sach­sen, Thü­rin­gen und Bran­den­burg und die Umfra­ge­er­geb­nis­se bis heu­te berück­sich­tigt. Sie­ger wird dann der Black­Rock-Kanz­ler, der die AfD kopiert und uns das kal­te Grau­en lehrt.

Die­se Wahl-Ergeb­nis­se im Sep­tem­ber 2023, dort wur­den aller­dings nicht die gel­ten­den Regeln der Regie­rungs­bil­dung beach­tet. Viel­mehr wur­de der tat­säch­li­che Sie­ger in die­sen Wah­len, die AfD — in Thü­rin­gen die meis­ten Stim­men, in den bei­den ande­ren Län­dern die größ­ten Stim­men-Zuge­win­ne — aus der Betei­li­gung an den neu­en Regie­run­gen aus­ge­schlos­sen. Mit Müh und Not und unter beschä­men­dem Gescha­cher wur­den Koali­tio­nen ohne Betei­li­gung der AfD zusam­men­ge­schus­tert — in Fall von Thü­rin­gen sogar eine Min­der­heits­ko­ali­ti­on, die auf die Zustim­mung der AfD ange­wie­sen sein wird — also Koali­tio­nen der Ver­lie­rer — und das „Bünd­nis Sahra Wagen­knecht“ war sich nicht zu gut, sich da rein zu drän­gen.

Die Recht­fer­ti­gung die­ses extrem anti­de­mo­kra­ti­schen Ver­hal­tens: Der Bann­fluch der „Brand­mau­er“ — gegen „rechts“, gegen die AfD also, die der­zeit in Gestalt von Ali­ce Wei­del, mit Unter­stüt­zung von Elon Musk, Urstän­de fei­ert! Viel­leicht bereu­en es die Grü­nen nun, dass sie Musk mit sei­ner Tes­la­fa­brik in Grün­hei­de, gegen den Wil­len der Bevöl­ke­rung, durch­ge­setzt haben? Schön wäre es.

Das Pro­gramm der AfD ist neo­li­be­ral, wie das der ande­ren Par­tei­en auch. Was ihr als rechts vor­ge­wor­fen wird, unter­schei­det sich allen­falls dar­in, dass sie offen aus­spricht, was die ande­ren ver­leug­nen.

An der schein­hei­li­gen Skan­da­li­sie­rung des Begriffs „Remi­gra­ti­on“ kann man das sehen: „Wir müs­sen end­lich im gro­ßen Stil abschie­ben“, sag­te Olaf Scholz im Spie­gel-Gespräch vom 20. Okto­ber 2023.

Und Merz, der Kanz­ler-Kan­di­dat, nütz­te das Atten­tat von Aschaf­fen­burg in Trump­scher Manier zur Ankün­di­gung, er wer­de, sofort, „am ers­ten Tag“, nach­dem er im Kanz­ler­amt ein­ge­zo­gen sei, das Innen­mi­nis­te­ri­um anwei­sen, alle deut­schen Gren­zen dau­er­haft zu kon­trol­lie­ren und alle Ver­su­che der ille­ga­len Ein­rei­se zurück­zu­wei­sen. Aus­rei­se­pflich­ti­ge sol­len mas­sen­haft in Abschie­be­ge­wahr­sam gefan­gen gehal­ten wer­den, Abschie­bun­gen müss­ten „täg­lich statt­fin­den“, in viel grö­ße­rer Zahl. Das soll noch kurz vor der Wahl im Bun­des­tag abge­seg­net wer­den, wenn auch mit den Stim­men der AfD und teil­wei­sen Jastim­men des BSW. Wahl­kampf­ge­mäß kri­ti­sie­ren die ande­ren Par­tei­en ihn, bei grund­sätz­lich glei­chen Stra­te­gien in der Flücht­lings­fra­ge, sie­he Scholz.

Atten­ta­te wie das von Mag­de­burg oder Aschaf­fen­burg sind immer das gesuch­te Fres­sen der Rech­ten. Sie stim­men immer die­sel­be Lei­er der Abschie­bun­gen, der Ver­schär­fun­gen an, statt das prä­ven­tiv ein­zig Rich­ti­ge und Wirk­sa­me gegen Ter­ror zu den­ken und zu tun: den Men­schen mensch­li­che Lebens­be­din­gun­gen zu geben, Arbeit und Lohn, der ein mensch­li­ches, das heißt sozi­al inte­grier­tes Leben ermög­licht.

Es geht die­sen Sicher­heits­apos­teln auch gar nicht um die Sicher­heit der Bür­ger, eher schon um ihre eige­ne Sicher­heit und die füh­len die­se am ehes­ten an der Sei­te der Macht, des Kapi­tals „sicher“ gestellt und des­halb sor­gen sie sich auch um die Sicher­heit des Kapi­tals und sei­ner Macht.

Dass es ihnen nicht um die Sicher­heit der Bür­ger geht, sieht man sofort dar­an, dass ihre Vor­schlä­ge nach „anlass­lo­ser Über­wa­chung“ — also Über­wa­chung, noch bevor der zu Über­wa­chen­de das Ver­hal­ten an den Tag gelegt hat, vor dem die Bür­ger geschützt wer­den sol­len.

Im Gegen­teil, die Atten­tä­ter der letz­ten Zeit vom Weih­nachts­markt in Ber­lin bis Aschaf­fen­burg waren alle den Über­wa­chungs­be­hör­den bekannt und über­wacht, wenn auch wie im Fall des Atten­tats auf dem Weih­nachts­markt in Ber­lin in den ent­schei­den­den Momen­ten nicht, in denen sie ihre Tat ver­üb­ten. Also gin­ge es ein­fach dar­um, die exis­tie­ren­den Geset­ze nach „Recht und Ord­nung“ anzu­wen­den.

Aus­deh­nung auf bra­ve Bür­ger

Wenn sie neue Geset­ze wol­len, die die Über­wa­chung aus­deh­nen, die Straf­ver­fol­gung erwei­tern und von den Kon­trol­len befreit, dann kann es sich gera­de nicht um sol­che Ver­bre­chen han­deln, die sie als Grund oder Anlass für ihre ver­schärf­ten For­de­run­gen ange­ben. Im Gegen­teil, in ihren Fan­ta­sien wün­schen sie sich eine Aus­deh­nung auf die bra­ven Bür­ger, die selbst gar nicht dar­an den­ken, dass die Ver­schär­fun­gen sie betref­fen könn­ten und ihnen des­halb gleich­gül­tig, beden­ken­los gegen­über­ste­hen.

Geht man von der Sicher­heit der Bür­ger aus, so wäre zu for­dern: eine Ver­bes­se­rung, eine wirk­li­che geset­zes­kon­for­me Kon­trol­le der Über­wa­chungs­ap­pa­ra­te und Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den.
Um die­ses Ver­sa­gen, die Bür­ger nicht vor Atten­ta­ten geschützt zu haben, ver­leug­nen zu kön­nen, rufen sie alle nach Abschie­bung. Und kön­nen hin­ter die­sem Vor­hang der Ver­leug­nung ihre Wunsch­fan­ta­sien von „Recht und Ord­nung wie­der durch­set­zen!“

Sie sind die Betrei­ber der „Rechts­ent­wick­lung“ — nicht (nicht) allein die AfD. „Die AfD wird stän­dig rechts über­holt“, so die UZ am 10. Janu­ar 2025. Wei­del muss­te ihre For­de­rung nach Remi­gra­ti­on nur noch wie­der­ho­len. Zu Recht bot sie nun Merz an, er müs­se nur ihre Hand neh­men, die sie ihm reich­te.

Die AfD ist so wenig wähl­bar wie Merz und alle ande­ren Regie­rungs­par­tei­en. Auch wenn sie die ein­zi­ge Oppo­si­ti­on im Par­la­ment ist. Sie war die ein­zi­ge, die Kri­tik am „Corona“-Regime zu äußern gewagt hat­te, und zwar scho­nungs­los, und die Waf­fen­lie­fe­run­gen kri­ti­siert hat­te. Das könn­ten wich­ti­ge Grün­de für ihren enor­men Stim­men­zu­wachs sein. Muss man dann die Wäh­ler als faschis­tisch dif­fa­mie­ren? Wäh­rend des Coro­na­re­gimes hat­ten Medi­en und Poli­ti­ker kei­ne Beden­ken, das zu tun.

Wie wäh­rend die­ser schmut­zi­gen 4 Jah­re, so wird auch heu­te ver­sucht, Kri­tik an der Regie­rung mit allen Mit­teln zu ver­hin­dern — die Beach­tung von Grund­ge­setz und Men­schen­recht spielt dabei kei­ne Rol­le. Und trotz­dem gibt es immer noch die „Demons­tra­tio­nen gegen rechts“ im Dienst der Regie­rungs­par­tei­en, auch von „Cam­pact“ orga­ni­siert, bei denen die wich­tigs­ten Regie­rungs­ver­tre­ter schon mit­ge­lau­fen sind: „Hal­tet den Dieb!“

Dis­senz als Begrün­dung

Wes­halb hat der Kanz­ler den Antrag, sich das Ver­trau­en des Par­la­ments ent­zie­hen zu las­sen, über­haupt gestellt? Er selbst gibt als Begrün­dung den Dis­senz in der Regie­rungs­ko­ali­ti­on an, der Koali­ti­ons­part­ner Chris­ti­an Lind­ner (FDP) bestä­tigt die­se Dar­stel­lung. Es sei um die Fra­ge der Finan­zie­rung der wei­te­ren Waf­fen­lie­fe­rung (Hil­fe) an die Ukrai­ne gegan­gen. Wäh­rend Lind­ner das nöti­ge Geld aus dem Sozi­al­topf holen woll­te, woll­te der Kanz­ler es über Kre­di­te finan­zie­ren.

Die FDP woll­te die „Schul­den­brem­se“ nicht antas­ten, lie­ber woll­te sie die Bevöl­ke­rung stär­ker schröp­fen.
Der Kanz­ler muss­te um sein Kli­en­tel fürch­ten, des­halb kann er den Griff in die Sozi­al-Hil­fe-Kas­se nicht so weit­ge­hend mit­ma­chen. Bei­de Koali­ti­ons­part­ner zei­gen ihre „Rück­sicht“ auf ihr Kli­en­tel — oder bei der FDP bes­ser gesagt: ihre Spen­der.

Die Kriegs­kas­se ist leer, die Koali­ti­on hat sich mit der Kriegs­trei­be­rei über­nom­men.

Und bereits die Vor­gän­ger­re­gie­rung, an der Kanz­ler Scholz eben­falls betei­ligt war, hat­te sich mit dem groß­zü­gi­gen Geld­aus­ge­ben in der „Corona“-Inszenierung über­nom­men.

Der Boy­kott gegen Russ­land hat die Staats­kas­se wei­ter ent­leert, hat die „Infla­ti­on“ gebracht, die Wirt­schaft rui­niert — wo doch umge­kehrt „Russ­land rui­niert“ wer­den soll­te.

Ris­se in der Loya­li­tät

Das alles drückt auf die Stim­mung auch der Bevöl­ke­rung, ihre Loya­li­tät wird unsi­cher, brö­ckelt, bekommt Ris­se.

Auf die Idee, dass die­ser Krieg eher die eige­ne Wirt­schaft als die Russ­lands schä­di­gen könn­te, kom­men sie so lan­ge nicht, solan­ge sie die Kriegs­kos­ten auf die Bevöl­ke­rung abwäl­zen zu kön­nen glau­ben.

Die Wirt­schafts­ver­bän­de und Wirt­schafts­wei­sen befin­den sich ja seit 2023, — nach­dem der ers­te Rausch des Russ­land­feld­zu­ges „auf den Schul­tern des Groß­va­ters“, so Außen­mi­nis­te­rin Ana­le­na Baer­bock, dem Kater gewi­chen war —, in der Dau­er-Jam­mer­schlei­fe ange­sichts des unauf­halt­sam sin­ken­den Wirt­schafts­wachs­tums und Brut­to­in­land­pro­dukts (BIP).

„Die Ampel­ko­ali­ti­on ist wegen ihrer Kriegs­po­li­tik geplatzt“, schreibt das „Frie­dens­bünd­nis Nord­deutsch­land“. Aber in der Kriegs­fra­ge und in der Fra­ge der Waf­fen­lie­fe­rung waren sie sich doch einig!

Auch die AfD wür­de hier nicht stö­ren: Sie über­bie­tet sogar das Ange­bot von Wirt­schafts­mi­nis­ter Habeck von den Grü­nen, die Betei­li­gung an der Kriegs­fi­nan­zie­rung auf 3,5 Pro­zent des BIP zu erhö­hen, indem sie 5 Pro­zent Kriegs­bei­trag for­dert.

Die Ris­se in der Loya­li­tät der Bevöl­ke­rung sind das Pro­blem, das sie alle alar­miert. Kanz­ler­aspi­rant Merz (CDU) hat das ver­stan­den, wenn er pla­ka­tiert: „Deutsch­land wie­der nach vor­ne!“

„Für ein Deutsch­land, auf das wir wie­der stolz sein kön­nen“.

Aber wer hofft, auf die­se Wei­se die Ris­se in der Loya­li­tät der Bevöl­ke­rung kit­ten zu kön­nen, indem er glaubt, dem man­geln­den Stolz mit Kriegs­ge­schrei nach­hel­fen zu kön­nen, der bewegt sich im per­ver­sen Hori­zont jenes Wehr­machts­den­kens, dem sol­che Abs­trak­te wie „auf Deutsch­land stolz sein kön­nen“ rea­ler gewor­den sind als „das ein­zig Kon­kre­te, das zählt: die vie­len ein­zel­nen Men­schen, in deren Mit­te wir leben, lei­dend wie wir, sich erhei­ternd wie wir, alle gleich ver­letz­lich“, so Peter Brück­ner 1967(1).

Er hat nicht ver­stan­den, bezie­hungs­wei­se er tut so, als habe er nicht ver­stan­den, dass es die Öko­no­mie ist, die die Bevöl­ke­rung beun­ru­higt, das Absin­ken des Lebens­stan­dards, die Bedro­hung des schie­ren Lebens­un­ter­halts, der immer wei­ter bedroht ist.

Die zuneh­men­de Ver­ar­mung gro­ßer Tei­le der Bevöl­ke­rung hat die scham­lo­se Berei­che­rung der Rei­chen, deren Zahl gleich­zei­tig steigt, zum Spie­gel­bild.

Und mit der Öko­no­mie ist auch die Kriegs­fra­ge ver­bun­den: die Ver­grö­ße­rung des Reich­tums, Ergeb­nis der Ver­ar­mung der Arbei­ten­den, for­dert auch die mili­tä­ri­sche Siche­rung der Absatz­märk­te ihrer Pro­duk­te und der Roh­stoff­vor­kom­men her­aus.

„Wer hier­zu­lan­de die Exis­tenz von Mil­li­ar­dä­ren beklagt, soll­te zu den mili­ta­ris­ti­schen Struk­tu­ren, die ihre Exis­tenz sichern, nicht schwei­gen“, schrieb Tat­ja­na Sam­ba­le in der UZ vom 24. Janu­ar 2025. Schließ­lich ist der Krieg eines der Mit­tel der Siche­rung und Ver­grö­ße­rung der Bedin­gun­gen der Kapi­tal­ver­wer­tung.

Dies gehört auch zur ver­schwie­ge­nen Bedeu­tung des Begriffs „Sicher­heit“, der der­zeit Kon­junk­tur hat — Sicher­heit der Repro­duk­ti­ons­be­din­gung des Kapi­tals — mit dem Krieg: die „Sicher­heits­ar­chi­tek­tur“. Dem Volk aber wird eine ande­re Sicher­heit ver­spro­chen, so auf Wahl-Pla­ka­ten der SPD: „Mit Sicher­heit mehr Wachs­tum“, „Mit Sicher­heit — sta­bi­les Ren­ten­ni­veau“, „Mit „Sicher­heit“ — mehr Net­to“. Das in einer Zeit, in der gar nichts mehr sicher ist, schon gar nicht Wachs­tum oder gar Ren­te. So ist das Ver­spre­chen auf Sicher­heit dreist und ver­lo­gen.

Das Kriegs­trei­ben zer­stört aber zugleich die öko­no­mi­sche Grund­la­ge der Loya­li­tät:

Die Mili­tär­aus­ga­ben ver­schlin­gen das Brut­to­so­zi­al­pro­dukt, damit ver­rot­tet die Infra­struk­tur, die nicht gepflegt wird — die Fir­men­plei­ten und Abwan­de­run­gen zer­stö­ren die Arbeits­plät­ze und brin­gen Arbeits­lo­sig­keit über immer mehr Fami­li­en.

Das also ist der Hin­ter­grund, die Vor­ge­schich­te die­ser Wahl:

Skan­da­lös ist aller­dings, wie die­se nicht zur Spra­che gebracht wird, nicht zum Gegen­stand der Dis­kus­sio­nen, die die Wahl vor­be­rei­ten.

Zuschau­er einer Medi­en­show

Der Krieg erscheint nicht auf den Wahl­pla­ka­ten, wenn­gleich in den Ansa­gen der Poli­ti­ker und Influen­cer, das heißt in den Medi­en und Talk­shows. Dort wer­den die Waf­fen­lie­fe­run­gen und Unter­stüt­zung der Ukrai­ne als Ver­tei­di­gung „unse­rer“ Wer­te gerecht­fer­tigt — wie­der das Spiel mit der Abs­trak­ti­on oder Ideo­lo­gie und wie­der eine Ver­leug­nung der Vor­ge­schich­te — und „unse­rer“ Betei­li­gung zur Ver­grö­ße­rung des Reich­tums und der Macht des Wes­tens, mit den Mit­teln der Rui­nie­rung, so Baer­bock, der Macht des ande­ren, Russ­lands.

Die Bevöl­ke­rung, das Wahl-Volk wird nicht als poli­ti­scher Bür­ger ange­spro­chen, des­sen Stim­me man gewin­nen will, son­dern als Zuschau­er einer Medi­en­show, ent­mün­dig­ter, kas­trier­ter, der beschallt wer­den muss wie ein Insas­se einer geschlos­se­nen Abtei­lung der Psych­ia­trie.

Dar­in sind sich alle Par­tei­en einig, alle, die Regie­rungs­aspi­ra­tio­nen haben.

Sie ver­spre­chen Sicher­heit (SPD), sind Mut­ma­cher in fins­te­ren Zei­ten (Grü­ne: Zuver­sicht, Gemein­sam), ver­spre­chen Für­sor­ge: Die Links-Par­tei: „wir haben was gegen Armut — Tax the Rich“ — aber den Kampf gegen die NATO und Krieg hat sie sich aus­drück­lich ver­sagt.

Die Links­par­tei unter­schei­det sich in ihrer Für­sor­ge noch nicht ein­mal von der regie­ren­den SPD, die gegen Kin­der­ar­mut sein will, wie die Grü­nen gegen Alters­ar­mut, auch die AfD will sich um die „ein­kom­mens­schwa­chen“ Tei­le der Bevöl­ke­rung küm­mern, obwohl von ihren vor­ge­schla­ge­nen Steu­er­re­for­men die Rei­chen auch am meis­ten pro­fi­tie­ren wür­den, wäh­rend die FDP und die C‑Parteien die Steu­ern sen­ken wol­len.

Ja, wer ein gesi­cher­tes Ein­kom­men wie ein Par­la­men­ta­ri­er hat, kann sich in die Lage sei­ner Wäh­ler, der Bevöl­ke­rung nicht hin­ein­ver­set­zen, nicht ihre Lage zur Kennt­nis neh­men, oder gar das Steu­er her­um­rei­ßen und die mut­wil­li­ge Zer­stö­rung been­den.

Man hat sich von der Bevöl­ke­rung weit ent­fernt, ihr gegen­über ent­frem­det. Des­halb wer­den die Fra­gen, die die Bevöl­ke­rung bewe­gen, nicht zur Wahl gestellt.

Der Gra­ben zur Bevöl­ke­rung wird immer brei­ter. Die „Brand­mau­er“ rich­tet sich gegen die Bevöl­ke­rung. Indem man ver­sucht, die AfD aus dem par­la­men­ta­ri­schen Wahl­zir­kus aus­zu­schlie­ßen, schließt man die Bevöl­ke­rung aus, nicht nur die­je­ni­gen, die bis­her bereits der AfD ihre Stim­me gege­ben haben.

Die­ser Aus­schluss der Bevöl­ke­rung aus dem poli­ti­schen Gesche­hen, Dis­kus­si­on ist in einem grund­le­gen­den Sinn die Funk­ti­on des Par­la­men­ta­ris­mus und damit der Wahl. Mit dem Par­la­men­ta­ris­mus haben sich die Herr­schen­den einen cor­don sani­taire geschaf­fen, einen Gra­ben, mit dem sie sich die Bevöl­ke­rung und deren Wün­sche und viel­leicht sogar manch­mal For­de­run­gen vom Hals hal­ten, der in Ber­lin auch noch in den Boden um das Par­la­ments­ge­bäu­de gegra­ben wird.

Talk Shows erset­zen den man­geln­den Kon­takt mit der Bevöl­ke­rung. Dort wer­den die von der Wahl aus­ge­schlos­se­nen The­men zuwei­len „behan­delt“ — schein­bar. Die „Ent­schei­der“ blei­ben unter sich, die Bevöl­ke­rung bleibt blo­ßer Zuschau­er, statt infor­miert zu wer­den, wird sie unter­hal­ten, denn sie soll ja auch nicht mit­ent­schei­den. Unter­hal­ten mit den im Kreis der „Exper­ten“ getrof­fe­nen Ent­schei­dun­gen. Die­se müs­sen der Bevöl­ke­rung nur noch ver­kün­det wer­den, „ver­ständ­lich gemacht“, „erklärt“: Pro­pa­gan­da.

Die­ser Aus­schluss der Bevöl­ke­rung zeigt sich bei die­ser Wahl beson­ders deut­lich.

Zugleich erscheint er in den Augen der Mehr­zahl der Wäh­ler, Bür­ger gerecht­fer­tigt, wird die AfD doch als rechts­ra­di­kal, wenn nicht sogar als faschis­tisch gehan­delt — als ob die­ser Aus­schluss nicht selbst bereits anti­de­mo­kra­tisch wäre; und als ob Krieg das nicht schlecht­hin wäre: „Nie wie­der Faschis­mus“ bedeu­te­te 1945 „nie wie­der Krieg“!

Merz und Boris Pis­to­ri­us, von den Medi­en als Publi­kums­lieb­lin­ge gepusht, bedeu­ten Ent­schei­dung für den Krieg. „Gro­ße Koali­ti­on“ wird man das Ergeb­nis nen­nen. Und: Man wird es als Ergeb­nis der Wahl und damit der Bevöl­ke­rung „erklä­ren“, wie wir es von den Erklä­run­gen des „Sün­den­falls“ von 1914 ken­nen, wo man hin­ter­her erklärt hat­te: Der Druck der Bevöl­ke­rung, der Arbei­ter­klas­se, war so stark, dass die SPD für die Kriegs­kre­di­te stim­men muss­te.

Der Aus­schluss der Bevöl­ke­rung von der Ent­schei­dung ist die Vor­aus­set­zung für den Krieg. Krieg und Aus­schluss der Bevöl­ke­rung sind eines. Des­halb kein Wort über den Krieg. Statt­des­sen über Faschis­mus­ge­fahr, die man durch die Wahl von Anti-Demo­kra­ten ban­nen muss, so wie man den Krieg für Frei­heit und Demo­kra­tie durch die Unter­stüt­zung faschis­ti­scher Regimes gewin­nen kann.

Auch wenn im par­la­men­ta­ri­schen Zir­kus die Grü­nen ver­lie­ren wer­den, Ver­lie­rer in die­sem gezink­ten Spiel wird die Bevöl­ke­rung sein.

Durch ihren Aus­schluss, wie den Aus­schluss ihrer The­men aus der Wahl bereits zum Ver­lie­rer gemacht, wird sie die Kos­ten tra­gen müs­sen. Schon jetzt sind durch die Kriegs­un­ter­stüt­zung und kriegs­trei­ben­de Sank­ti­ons- und Deindus­tria­li­sie­rungs­po­li­tik die Kos­ten für Lebens­hal­tung exor­bi­tant gestie­gen. Sie wer­den mit der Inten­si­vie­rung des Krie­ges wei­ter stei­gen, das Leben im Kriegs­ge­biet uner­träg­lich machen. Dar­auf wird die Bevöl­ke­rung bereits vor­be­rei­tet: die Infra­struk­tur, also Ver­kehrs­we­ge und Züge, medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung und Kran­ken­häu­ser, um nur die wich­tigs­ten zu nen­nen, wird kriegs­tüch­tig gemacht, den Kriegs­not­wen­dig­kei­ten ange­passt, für das Kriegs­per­so­nal vor­zugs­wei­se reser­viert wer­den und die Zivil­be­völ­ke­rung wird auf­ge­for­dert, sich auf mas­si­ve Ein­schrän­kun­gen vor­zu­be­rei­ten, auf ihre „Glücks­süch­tig­keit“, so Joa­chim Gauck, end­lich zu ver­zich­ten.

Quel­len und Anmer­kun­gen:
(1) Peter Brück­ner (1967), Ist der Mensch zum Frie­den reif?
Klaus-Jür­gen Bru­der, Prof. Dr., stu­dier­te Psy­cho­lo­gie, Sozio­lo­gie und Poli­tik in Würz­burg und Hei­del­berg und lehr­te an der Frei­en Uni­ver­si­tät Ber­lin. Er gilt als einer der pro­fi­lier­tes­ten Ver­tre­ter einer expli­zit gesell­schafts­kri­ti­schen Psy­cho­lo­gie und war bis 2023 für vie­le Jah­re Vor­sit­zen­der der Neu­en Gesell­schaft für Psy­cho­lo­gie (NGfP).

Almuth Bru­der-Bez­zel ist Diplom-Psy­cho­lo­gin und arbei­tet als Psy­cho­ana­ly­ti­ke­rin in eige­ner Pra­xis. Sie ist Dozen­tin, Lehr­ana­ly­ti­ke­rin, Super­vi­so­rin und Autorin zu Alfred Adlers Theo­rie und Geschich­te in Wien. Seit etwa 10 Jah­ren hält sie zudem immer wie­der Vor­trä­ge und ver­fasst Auf­sät­ze zum The­men­be­reich „Psy­cho­ana­ly­se und gesell­schaft­li­che Pro­ble­me“ wie Arbeits­lo­sig­keit, Pre­ka­ri­at, neo­li­be­ra­le Iden­ti­tät und Rechts­po­pu­lis­mus.

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