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Zur Kritik der Politischen Psychologie

Posted on 7. Januar 2025 By NGfP-Admin

Klaus-Jür­gen Bru­der

Wes­halb soll­ten wir uns mit Psy­cho­lo­gie beschäf­ti­gen – inner­halb des Mar­xis­mus?

Mei­ne Ant­wort: in den Jah­ren der Insze­nie­rung einer Pan­de­mie hat sich die Rol­le und Bedeu­tung der Psy­cho­lo­gie in beein­dru­cken­der Wei­se gezeigt:

Sowohl auf Sei­ten der Psy­cho­lo­gie als Wis­sen­schaft, mit dem Bei­trag, den die Psy­cho­lo­gie zu die­ser Insze­nie­rung geleis­tet hat als auch auf Sei­ten der Psy­cho­lo­gie der Bevöl­ke­rung, ihres Ver­hal­tens.

Zum einen war es erstaun­lich und über­ra­schend, wie die Men­schen, die Mehr­zahl der Bevöl­ke­rung sich gera­de­zu von einem Tag auf den ande­ren in die­ser Insze­nie­rung bewegt haben, als wäre es für sie das selbst­ver­ständ­lichs­te von der Welt, so als hät­ten sie alles, oder vie­les von dem, was ihnen vor­her wich­tig gewe­sen war, was sie vor­her gedacht und gewusst hat­ten, ihre Gewohn­hei­ten, ihre Bezie­hun­gen nie gekannt – der Psych­ia­ter Des­met behaup­te­te eine „Massenpsychose“1.

Es war so etwas, was so aus­sah: wie der Psych­ia­ter dia­gnos­ti­zier­te. Aller­dings waren es nicht die „Mas­sen“, die von einer Psy­cho­se ergrif­fen waren, son­dern die, die sich sel­ber als „Eli­ten“ bezeich­nen, han­del­ten so, als ob – wie wir inzwi­schen immer kla­rer erken­nen kön­nen ange­sichts der Fort­set­zung, die die­se Insze­nie­rung als Krieg gegen Russ­land erfah­ren hat.

In Wirk­lich­keit waren die Men­schen in Schock ver­setzt wor­den, in Angst und Schre­cken (Nao­mi Klein)2 und sie reagier­ten, wie man in Panik reagiert: regres­siv, und jeder noch so unsin­ni­gen Anwei­sung, die sich den Anschein von Auto­ri­tät ver­leiht, blind fol­gend.

Das ging soweit, dass sie sogar in Kauf nah­men, sich selbst zu schä­di­gen, wenn es nur von der ange­maß­ten Auto­ri­tät als Schutz vor der behaup­te­ten Gefahr vor­ge­schla­gen bzw. auf­ge­nö­tigt wor­den war.

Erst Jah­re spä­ter hat einer der an die­ser Insze­nie­rung betei­ligt war, Prof. Heinz Bude, mit unver­hoh­le­nem Zynis­mus ein­ge­räumt, dass die gan­ze Insze­nie­rung kei­ner­lei
Gefahr abweh­ren oder Hil­fe bie­ten soll­te, und dass die Paro­len und Nar­ra­ti­ve die­ser Insze­nie­rung ledig­lich den Ein­druck der Wis­sen­schaft­lich­keit ver­mit­teln soll­ten.

Inzwi­schen sind die Doku­men­te aus der Insti­tu­ti­on ver­öf­fent­licht, die die­sen Anschein von Wis­sen­schaft­lich­keit ver­mit­teln soll­te, die soge­nann­ten RKI Pro­to­kol­le.
Und trotz­dem gibt es nicht weni­ge Men­schen, die in stän­di­ger Angst vor „Coro­na“ leben, eini­ge, die sogar noch immer mit Mas­ke in der Öffent­lich­keit her­um­lau­fen und, als ob nicht längst die „rote Linie“ des Ver­bre­chens über­schrit­ten wäre, wer­den bereits wei­te­re „Pan­de­mie“ Insze­nie­run­gen ange­kün­digt.

Die Men­schen, die bei der Insze­nie­rung die Rol­le der Versuchskaninchen/der Opfer gespielt haben, spie­len muss­ten, auch sie han­deln wie die Psy­cho­lo­gie seit lan­gem zu berich­ten weiß: der ein­mal getrof­fe­nen Ent­schei­dung, dem Han­deln wider­spre­chen­de Infor­ma­tio­nen wer­den als stö­rend abge­wehrt (kogni­ti­ve Dis­so­nanz) – eine Auf­ar­bei­tung der skan­da­lö­sen Insze­nie­rung wird nicht statt­fin­den.

Gleich­zei­tig war es aber auch auf der ande­ren Ebe­ne, der Ebe­ne der Psy­cho­lo­gie als Wis­sen­schaft oder als Beschäf­ti­gung mit psy­chi­schen Pro­zes­sen auf­fäl­lig, dass ihre Ver­tre­ter, – statt die­se Insze­nie­rung zu kri­ti­sie­ren, – die Men­schen scham­los ins Visier genom­men haben, die in die­ser Insze­nie­rung nicht mit­ge­spielt haben, die sie kri­ti­siert haben. Sie wur­den von den Psy­cho­lo­gen patho­lo­gi­siert – wenn sie nicht, wie Bude ein­ge­räumt hat, nach­dem die gan­ze Show abge­bla­sen war, selbst an der Insze­nie­rung betei­ligt waren, sich als „Exper­ten“ den Regis­seu­ren zur Ver­fü­gung gestellt hat­ten.

Ihr akti­ves Ein­tre­ten für die herr­schen­den Ver­hält­nis­se, für die Herr­schen­den: zeigt es nicht, dass ihre Psy­cho­lo­gie die Psy­cho­lo­gie der Ver­hält­nis­se ist, die sol­che Insze­nie­run­gen mög­lich machen, die das Mit­ma­chen nahe­le­gen.

Die­se poli­ti­sche Stel­lung­nah­me / Par­tei­er­grei­fung für die herr­schen­den Ver­hält­nis­se geschieht in der Zeit der insze­nier­ten Pan­de­mie offen (Pia Lam­ber­ti, Betsch, Wirth usw.)4.
Wäh­rend sie in den Zei­ten davor, den Zei­ten des „sozia­len Frie­dens“, wäh­rend denen „gegen die Herr­schaft kei­ne For­de­run­gen mehr erho­ben wer­den“ (Agnoli)5, eher ver­deckt aus­ge­übt wor­den war. Hier vor allem in der Pra­xis: als „Befrie­dungs­ver­bre­chen“ (Basaglia)6 in Psy­cho­the­ra­pie, PR, Bera­tung & Coa­ching von „Führungs“-Personal.

Aber die Pra­xis ist nicht unab­hän­gig von der Theo­rie, in Aus­bil­dung, und in Leh­re und For­schung. Die Inter­ven­ti­on, das Ein­tre­ten in die Poli­tik, in die poli­ti­sche Are­na ver­folgt die Agen­da der Auf­recht­erhal­tung die­ser Ver­hält­nis­se, dar­in und dadurch ist sie „poli­ti­sche“ Psychologie.7

Es gibt aber auch im Fach Psy­cho­lo­gie eine eige­ne Abtei­lung „poli­ti­sche Psy­cho­lo­gie“. Sie ist sozu­sa­gen zustän­dig für die genann­te Pra­xis, aber zugleich auch für die dafür vor­be­rei­ten­de Theo­rie.

Unter ihrem Dach ver­sam­meln sich die ver­schie­dens­ten theo­re­ti­schen Ansät­ze. Gemein­sam ist ihnen ihre über­wie­gend affir­ma­ti­ve Hal­tung gegen­über der Ein­schrän­kung des Poli­ti­schen auf das par­la­men­ta­ri­sche Poli­tik­ver­ständ­nis, das expli­zit bei Lam­ber­ti und Bertsch, die eher das ver­hal­tens­theo­re­ti­sche Modell favo­ri­sie­ren
aber auch bei Ver­tre­tern der Psy­cho­ana­ly­se, bei­spiel­haft HJ Wirth (zZt der Coro­na-Insze­nie­rung war er der Haus-Psy­cho­lo­ge des Spiegel).8

Der Bür­ger ist in ihrer Vor­stel­lung auf den Poli­ti­ker als den­je­ni­gen ange­wie­sen, der ihm „die Poli­tik erklärt“, wie durch die­se Erklä­run­gen lenk­bar oder beein­fluss­bar.

Dass das Unwis­sen der Bür­ger, erst – wie wir zur Zeit der Coro­na Insze­nie­rung gese­hen haben – durch „die Poli­tik“ zugleich erst her­ge­stellt wer­den muss­te, und tat­säch­lich her­ge­stellt wor­den ist, wird nicht the­ma­ti­siert.

Kri­tik an der Poli­tik von Sei­ten der Bür­ger wird, des­halb nach­voll­zieh­bar, als Unbot­mä­ßig­keit oder bes­ten­falls als undank­bar abge­wehrt.
Aus­druck des Bewusst­seins, im sel­ben Boot mit den Poli­ti­kern zu sit­zen, sel­ber Teil der „poli­ti­schen Klas­se“ zu sein.

Man kann die­ses Bewusst­sein und die dar­aus fol­gen­de Hal­tung des social engi­neer bis in die Zeit der Jahr­hun­dert­wen­de zurück­füh­ren, als die 1. gro­ßen Kam­pa­gnen zur poli­ti­schen Beein­flus­sung der „Mas­sen“ – zunächst in den USA durch­ge­führt wur­den (Wal­ter Lippmann)9.

Auch die Psy­cho­lo­gie die­ser Zeit ist die­sem Bewusst­sein ver­bun­den.

Dass die Medi­en eine wich­ti­ge Rol­le spie­len, ist wohl kei­ne Neu­ig­keit. Aber Poli­ti­sche Psy­cho­lo­gie umfasst mehr als was mit Mani­pu­la­ti­on bezeich­net wird. Es genügt nicht, eine Behaup­tung immer wie­der zu wie­der­ho­len, damit die Rezi­pi­en­ten sie für wahr hal­ten. Mani­pu­la­ti­on, als Unter­neh­men der Mei­nungs­be­ein­flus­sung ist auf das Ent­ge­gen­kom­men, die „Mit­wir­kung“ des Indi­vi­du­ums ange­wie­sen.

Eine Bot­schaft muss vom Emp­fän­ger „erwar­tet“ wer­den, um von ihm über­nom­men zu wer­den. Die­se Erwar­tung ist das Ergeb­nis eines län­ge­ren Pro­zes­ses von Erfah­rung, Wün­schen, Ent­täu­schun­gen, von Beob­ach­tun­gen poli­ti­scher Pro­zes­se usw. – ein­ge­bet­tet in ganz kon­kre­te poli­ti­sche und gesell­schaft­li­che Zeit­um­stän­de, unter­schied­lich je nach Klas­se, Alter, Her­kunft der jewei­li­gen Rezipienten.10

So konn­te man die Pan­de­mie­insze­nie­rung vor dem Hin­ter­grund einer län­ger wäh­ren­den Gesund­heits-Pro­pa­gan­da, Fit­ness Bewe­gung eröff­nen. Die Sor­ge um die eige­ne Gesund­heit und die stän­di­ge Kon­trol­le und Auf­bau der eige­nen Fit­ness hat­te den Boden berei­tet für die Angst, die die Dro­hung vor einem neu­ar­ti­gen und sehr gefähr­li­chen Virus her­vor­ru­fen konn­te – dar­auf hat bereits sehr früh Zyg­munt Bau­man hingewiesen11.

Dass man dem Staat abge­nom­men hat, dass er sich Sor­gen um die Gesund­heit sei­ner Bür­ger macht und des­halb die Hygie­ne und Abstands­maß­nah­men als will­kom­me­ne Emp­feh­lung dank­bar ange­nom­men hat, erscheint unvor­stell­bar ange­sichts des gleich­zei­ti­gen und bereits vor­her betrie­be­nen Abbaus der medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung.
Die Maß­nah­men wur­den aber dank­bar begrüßt mit der Erleich­te­rung, dass der Staat end­lich etwas für die Bür­ger unter­neh­me, auch wenn er damit gegen die Inter­es­sen der Wirt­schaft hand­le, wie der Lock­down ein­ge­ord­net wor­den war. End­lich schien sich der Wunsch zu erfül­len, die „Mut­ti“, als die „mäch­tigs­te Frau der Welt“ küm­me­re sich um alle Kin­der. Auch das ist ein Ergeb­nis eines län­ge­ren Pro­zes­ses von Gehirn­wä­sche.

Das sind nur ein paar Schlag­lich­ter auf Nar­ra­ti­ve, die den Boden berei­te­ten für die Wir­kung der Insze­nie­rung, die Rezi­pi­en­ten ein­stimm­ten, ihre Gewohn­hei­ten bil­den und umbil­den, sha­ping beha­vi­or – allein durch die Ver­än­de­rung der Umwelt – aller­dings redu­ziert auf die ver­hal­tens­aus­lö­sen­den Rei­ze (Nud­ging ist der skan­da­li­sier­te Aus­druck die­ser Methode12).

Wir bewe­gen uns damit im wei­tes­ten Sinn im Feld des Beha­vio­ris­mus, der am pro­non­cier­tes­ten die Hal­tung des social engi­neer ver­tritt und in die Debat­te gebracht hat­te.
Beha­vi­or sha­ping gilt ihm als Beweis für sein Cre­do: Bewusst­sein, Wil­le sei­en nicht nötig zur Erklä­rung von Ver­hal­ten – denn auch für sei­ne Ver­än­de­rung sei die Ver­än­de­rung der Umwelt aus­rei­chend.

Der Beha­vio­ris­mus arbei­tet mit Vor­aus­set­zun­gen, die er nicht expli­ziert. Was er vor­aus setzt: Ver­hal­ten aus­ge­löst durch einen (äuße­ren) Reiz (Sti­mu­lus) – ohne Bewußt­sein / Wil­len. Die­se Situa­ti­on stellt der Beha­vio­ris­mus erst her, bzw. muss erst her­ge­stellt wer­den, bevor beha­vi­or sha­ping über­haupt begin­nen kann.

In der Coro­na Insze­nie­rung haben wir gese­hen, wie der Wil­le und das Bewusst­sein erst aus­ge­schal­tet wer­den muss­te, – durch Schock und Panik – damit das beha­vi­or sha­ping über­haupt erst in Gang kom­men konn­te, damit die Men­schen bereit waren, den Anwei­sun­gen der AHA-Regeln zu fol­gen.

Wir ken­nen die­ses Ver­schwei­gen der Vor­aus­set­zung, als Abschnei­den der Vor­ge­schich­te aus dem Nar­ra­tiv des „unpro­vo­zier­ten Angriffs­kriegs“, mit dem der Krieg gegen Ruß­land als Ver­tei­di­gung gerecht­fer­tigt wird.

Wir haben es mit der ent­schei­den­den Vor­aus­set­zung der Wirk­sam­keit der Mani­pu­la­ti­on über­haupt zu tun.

Bewusst­sein, bewuss­tes Han­deln setzt vor­aus, dass wir uns die Situa­ti­on, in der wir han­deln, zu han­deln beab­sich­ti­gen, erklä­ren kön­nen, ihr Zustan­de­kom­men, ihre „Bedeu­tung“. Zur Erklä­rung eines Zustan­des oder eines Ereig­nis­ses sind wir auf die Kennt­nis der Vor­ge­schich­te, bzw. der Bedin­gun­gen des Ent­ste­hens ange­wie­sen.

Die Wirk­sam­keit der Pan­de­mie-Insze­nie­rung beruh­te auf dem Feh­len die­ser Vor­aus­set­zun­gen, auf der Unkennt­nis, dem Nicht-Wis­sen. Damit konn­ten die Angst­kam­pa­gnen grei­fen.
Die­je­ni­gen, die der Insze­nie­rung gefolgt sind, sich ohne Wider­stre­ben an die Regeln hiel­ten, bis dahin, sich mit einem unzu­rei­chend geprüf­ten Stoff imp­fen zu las­sen, konn­ten die Behaup­tun­gen, dass wir der Bedro­hung durch ein töd­li­ches Virus aus­ge­setzt sei­en, und den Ver­spre­chun­gen, dass Imp­fen schützt, nicht nach­prü­fen.
Sie konn­ten den Hand­lungs­an­wei­sun­gen ledig­lich „blind“ fol­gen, gehor­chen. Ihr Han­deln folg­te nicht einem Wis­sen, son­dern einem Man­gel an Wis­sen, der Wir­kung der Behaup­tun­gen.
Die Behaup­tun­gen lenk­ten die Auf­merk­sam­keit auf sich und lie­ßen dabei ent­ge­hen, dass die für eine bewuss­te Ent­schei­dung nöti­ge Vor­aus­set­zung fehl­te.

Metho­de: Ver­ste­cken durch Zei­gen nen­nen Bour­dieu und Chom­sky dies13. Das Zei­gen lenkt unse­re Auf­merk­sam­keit in die gewünsch­te Rich­tung, auf das gewünsch­te Ergeb­nis: die gefor­der­te Hand­lung.

Die­je­ni­gen, die die­sem Ansin­nen Fol­ge leis­ten, wis­sen nicht, wes­halb, denn die Grün­de wer­den ver­schwie­gen. Sie han­deln aus dem Nicht­wis­sen – Unbe­wusst. Viel­leicht erfin­den sie für sich über­zeu­gen­de Erklä­run­gen, Ratio­na­li­sie­run­gen wie Freud sagen wür­de.

Hier haben wir die ent­schei­den­de Stel­le, an der Psy­cho­lo­gie zur poli­ti­schen Psy­cho­lo­gie wer­den kann:
Ver­ste­cken durch Zei­gen ist eine all­ge­mein mensch­li­che Fähig­keit und Pra­xis. Sich ihrer zu bedie­nen, bedarf kei­ner poli­ti­schen Macht, kann aber den­je­ni­gen, die sich ihrer bedie­nen, einen Gewinn an Macht ver­schaf­fen.

In den Hän­den der Mäch­ti­gen wird sie zur poli­ti­schen Psy­cho­lo­gie. Sie ist das wich­tigs­te Instru­ment des Dis­kur­ses der Macht, das ent­schei­den­de Werk­zeug für die Her­stel­lung von Kon­sens, Zustim­mung (Chomsky)14.

Der Dis­kurs der Macht hat die Auf­ga­ben des all­täg­li­chen Aus­tauschs von Erfah­run­gen, Wis­sen und Mei­nun­gen, der Gesprä­che, die die Men­schen mit­ein­an­der führ­ten, zu Hau­se, auf der Arbeit, in der Schu­le in der Frei­zeit über­nom­men. Er hat sich an deren Stel­le gesetzt, indem er von den Medi­en über­nom­men wur­de.

Die­se geben uns nun die Infor­ma­tio­nen, Nach­rich­ten, die wir „brau­chen“, um uns in der Welt gut und erfolg­reich bewe­gen zu kön­nen, sie erzäh­len uns Geschich­ten, mit denen wir uns die Welt, in der wir leben, erklä­ren, ver­ständ­lich machen kön­nen.

Der Dis­kurs der Macht hat die­sem Aus­tausch sei­ne herr­schafts­dien­li­che Form auf­ge­prägt. Er ist das Band zwi­schen der Bevöl­ke­rung und denen, die sich zu ihren Her­ren­ge­macht haben. Ein „herrsch­süch­ti­ger Dis­kurs“ wie Derrida15 sagt, der zugleich sei­ne Herrsch­sucht ver­steckt in den Paro­len der Ver­ant­wor­tung – für die Frei­heit (die sie uns vor­her genom­men haben), für den Wohl­stand (den sie vor­her zer­stört haben). Noch nie so oft wur­de von Ver­ant­wor­tung gere­det, wie in der Zeit der Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit.

Das – ver­lo­re­ne – Ver­trau­en gel­te es wie­der­zu­ge­win­nen, durch Ver­spre­chun­gen – die sie nicht hal­ten wer­den – wie wir aus der Ver­gan­gen­heit wis­sen: Die Direk­to­rin der Hans-Böck­ler-Stif­tung, Bet­ti­na Kohl­rausch sieht das klar und zynisch: es gel­te, „das Teil­ha­be­ver­spre­chen“ der „sozia­len Markt­wirt­schaft“ „glaub­haft zu erneuern“16 Höchs­te Zeit, wenn mit der wach­sen­den Armut immer mehr Men­schen dem poli­ti­schen Sys­tem den Rücken kehr­ten.

Dass sie ihre Ver­spre­chen nicht hal­ten wer­den, wis­sen sie bereits – Im Unter­schied zu uns: unser Nicht-Wis­sen.
Unser Nicht-Wis­sen ist das Unbe­wuss­te des Dis­kur­ses der Macht.
Sie hal­ten uns unwis­send, im Nicht-Wis­sen (über ihre Plä­ne und Vor­be­rei­tun­gen).
Sie las­sen uns (nur) wis­sen, was sie von uns erwar­ten, for­dern (Deleu­ze & Guat­ta­ri: die Spra­che ist dazu da, zu befeh­len, und Gehor­sam zu erzwin­gen). 17
Aber: die Grund­la­ge ihrer Wir­kung, der Wir­kung der Spra­che, des Dis­kur­ses der Macht, ist die Macht. Es ist die Macht, die uns sagt, was wir tun sol­len,

Der Dis­kurs der Macht besetzt das Feld zwi­schen den Herr­schen­den und denen, die die­ser Herr­schaft unter­lie­gen, das Begeg­nungs-Feld (oder Kampf Feld).
Das Unbe­wuss­te ist für die Psy­cho­ana­ly­se das Sub­jekt des Han­delns.
Für Peter Brück­ner ist es „ver­in­ner­te Herrschaft“18.

Zusam­men­fas­sung:
Die Psy­cho­lo­gie als Wis­sen­schaft (vom Ver­hal­ten) erklärt mensch­li­ches Ver­hal­ten (Bewusst­sein, Den­ken) die – „sinn­lich vor­lie­gen­de mensch­li­che“ Psy­cho­lo­gie – nicht.
Die Psy­cho­lo­gie als Tech­nik der Her­stel­lung von Ver­hal­ten funk­tio­niert nur auf­grund von Bedin­gun­gen, die sie nicht expli­ziert: Aus­schal­tung des Bewusst­seins
durch
– Schock und Ver­spre­chen
– die lan­gen Wel­len der Erziehung/Gewöhnung, ein­ge­bet­tet in
– das Ensem­ble der gesell­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se (Kapi­tal­ver­hält­nis­se); bzw den Klas­sen­kampf

das Ver­schwei­gen die­ser Bedin­gun­gen der Wirk­sam­keit der Ver­hal­tens­for­mung ist zugleich der Grund, wes­halb die­se Psy­cho­lo­gie das (kon­kre­te) mensch­li­che Ver­hal­ten nicht erklä­ren kann.

Des­halb auch kann sie das Unbe­wuss­te nicht verstehen/erklären (Paul Parin)19. Wer von Herr­schaft nicht spre­chen will, kann auch vom Unbe­wuss­ten schweigen20.

1 Klaus-Jür­gen Bru­der (2022). Mat­ti­as Des­met oder der Rück­griff auf längst über­wun­den geglaub­te Sche­ma­ta der Psy­cho­lo­gi­sie­rung poli­ti­scher Ver­hält­nis­se und Bewe­gun­gen – zur Funk­ti­on der Psy­cho­lo­gie und die Auf­ga­ben der Psy­cho­lo­gen. Neue Debat­te; https://klaus-juergen-bruder.de/publikationen‑2
2 Nao­mi Klein (2007). Die Schock­stra­te­gie. Der Auf­stieg des Kata­stro­phen­ka­pi­ta­lis­mus. Frank­furt: Fischer
3 https://www.youtube.com/watch?v=5j5WHi67-go
4 s. Almuth Bru­der Bez­zel (2022a). Zwang zum Ja. Die Psy­cho­lo­gie des Coro­na­re­gimes und die Rol­le der Psy­cho­lo­gen. In: Klaus-Jür­gen Bru­der, Almuth Bru­der Bez­zel, Jür­gen Gün­ther (Hg.): Coro­na. Insze­nie­rung einer Kri­se. Ber­lin: Soden­kamp und Lenz, S. 109–139; s.a. https://apolut.net/zwang-zum-ja-von-dr-almuth-bruder-bezzel/; Bru­der Bez­zel, Almuth (2022b). Psy­cho­lo­gen als Erfül­lungs­ge­hil­fen. Rubi­kon 9.11.2022; Felix Fei­s­tel (2024) Mit Freud gegen die Frei­heit. Mano­va 19. Okto­ber 2024
5 Johan­nes Agno­li (1968). Die Trans­for­ma­ti­on der Demo­kra­tie. In: Agnoli/Brückner Peter. Die Trans­for­ma­ti­on der Demo­kra­tie. Frank­furt: Europ. Ver­lags­an­stalt, S. 3–87; S. 22

6 Fran­co Basa­glia & Fran­ca Basa­glia-Onga­ro (Hg.)(1975). Befrie­dungs­ver­bre­chen. Über die Dienst­bar­keit der Intel­lek­tu­el­len. Frank­furt /M.: Europ. Ver­lags­an­stalt
7 s. Almuth Bru­der-Bez­zel & Klaus-Jür­gen Bru­der (2024) Poli­ti­sche Psy­cho­lo­gie von Macht und Herr­schaft. Ber­lin: Hin­ter­grund Ver­lag
8 Almuth Bru­der-Bez­zel. (2021) https://www.ngfp.de/wp-content/uploads/2021/01/Offener-Brief-an-Prof.-Hans-Ju%CC%88rgen-Wirth.pdf; Almuth Bru­der-Bez­zel. (2020) Empört Euch! Mano­va; https://www.manova.news/artikel/emport-euch;
9 Wal­ter Lipp­mann (1922/2018). Die öffent­li­che Mei­nung. Wie sie ent­steht und mani­pu­liert wird. Frank­furt: West­end
10 s. Almuth Bru­der-Bez­zel & Klaus-Jür­gen Bru­der (Hg.) (2021) Macht. Wie die Mei­nung der Herr­schen­den zur herr­schen­den Mei­nung wird. Frankfurt/M. West­end
11 Bau­man, Z. (1995). Zeit des Recy­cling: das Ver­mei­den des Fest­ge­legt-Seins ; Fit­ness als Ziel. Psy­cho­lo­gie und
Gesell­schafts­kri­tik, 19(2/3), 7–24. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-249266
12 s. Klaus-Jür­gen Bru­der (1823) Vor­her­sa­ge und Kon­trol­le von Ver­hal­ten. Die Psy­cho­tech­nik der Neu­en Nor­ma­li­tät. Hin­ter­grund 11/2023, S. 51–54
13 Pierre Bour­dieu (1996/1998) Über das Fern­se­hen. Frankfurt/M.: Suhr­kamp, S. 24); Noam Chom­sky (1989/2002). Media Con­trol. Wie die Medi­en uns mani­pu­lie­ren. Ham­burg, Wien: Euro­pa Ver­lag
14 Klaus-Jür­gen Bru­der (2004) Zustim­mung zum Dis­kurs der Macht. Pro­le­go­me­na zu einer Theo­rie der Sub­jek­ti­vie­rung Psy­cho­lo­gie & Gesell­schafts­kri­tik 111/112, 2004, S. 7–37;
15 Jac­ques Der­ri­da (1993). Spec­tres de Marx. Paris [dt.: Marx’ Gespens­ter: Der ver­schul­de­te Staat, die Trau­er­ar­beit und die neue Inter­na­tio­na­le. Frankfurt/M. 1995].
16 zit. In jun­ge Welt 05.06.2024
17 Gil­les Deleu­ze & Felix Guat­ta­ri (1980). Mil­le Pla­teaux. Paris [dt.: Tau­send Pla­teaus – Kapi­ta­lis­mus und Schi­zo­phre­nie. Ber­lin 1992, S. 106f
18 Peter Brück­ner (1978) Ver­such, uns und ande­ren die Bun­des­re­pu­blik zu erklä­ren. Ber­lin: Wagen­bach, S. 132
19 Paul Parin (1978) War­um die Psy­cho­ana­ly­ti­ker so ungern zu bren­nen­den Zeit­pro­ble­men Stel­lung neh­men. Eine eth­no­lo­gi­sche Betrach­tung. In: Psy­che 32, 5/6, 385–399.
20 Klaus-Jür­gen Bru­der (2005) Das Unbe­wuss­te, der Dis­kurs der Macht. In: Micha­el Buch­holz und Gün­ter Göd­de (Hg.): „Macht und Dyna­mik des Unbe­wuß­ten – Aus­ein­an­der­set­zun­gen in Phi­lo­so­phie, Medi­zin und Psy­cho­ana­ly­se“, Bd. II, Gies­sen (Psy­cho­so­zi­al-Ver­lag), S. 635–668

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